02.10.2024
11 Fragen an die Vereinslegende Martin Iffarth
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Am vergangenen Samstag, dem 28. September 2014 traf unser BSV Eintracht Sondershausen erstmals auf den SC 1918 Großengottern im Spielbetrieb der Landesklasse Thüringen. Dabei gibt es einen Mann, der, egal wo er gespielt hat, heute Legendenstatus besitzt. Gemeint ist natürlich Martin Iffarth, der für beide Vereine jeweils ein Jahrzehnt geprägt hat. Im Programmheft Ausgabe Nr. 547 unseres Spielmachers stand er dabei Rede und Antwort.

Wir blicken zurück zum Sommer 1986, die BSG Glückauf Sondershausen hat es mal wieder geschafft, die Klasse in der zweithöchsten Liga der DDR zu halten. Als Neuzugang konnte fast schon sensationell Martin Iffarth präsentiert werden. Mit 233 Spielen in der DDR-Oberliga (22 Tore) für den FC Rot-Weiß Erfurt und 25 Nachwuchs DDR-Länderspielen war er sicher ein ganz großer seiner Zeit und dazu mit 29 Jahren gerade im besten Fußballalter. Bis 1996 prägte er das Spiel der Sondershäuser Mannschaft, ehe er nach Großengottern wechselte und auch dort eine große Zeit hatte. Wir fragten genauer bei Martin nach.

Martin, Du warst zu DDR- Zeiten jahrelang eine feste Größe und aus der Oberliga nicht wegzudenken. Was führte dich zu dem Entschluss, den FC Rot-Weiß Erfurt zu verlassen?
Ich machte mit 17 Jahren mein erstes Oberligaspiel für Erfurt und wurde schnell Stammspieler. Nach dem Pokalfinale 1980 hatten wir den Höhepunkt des Erfurter Fußballs erreicht. In meiner letzten Saison in Erfurt 1984/85 war ich unter Hans Meyer dann nicht mehr gefragt. Dazu kam auch, dass ich für drei Monate zur NVA nach Starkow musste. Als ich im Juli 1985 zurückkam, wurde ich dann in die Zweite versetzt. Natürlich war ich mehr als enttäuscht, denn ich war ja im besten Fußballeralter. Es war für mich keine Erfüllung mehr. Albert Krebs, Trainer der Zweiten, brauchte mich als erfahrenen Oberligaspieler in seinem jungen Team. Den Abstieg konnte aber auch ich nicht verhindern. Den Weg in die Bezirksliga ging ich nicht mit.

Warum bist Du zur „kleinen“ BSG Glückauf gewechselt?
So klein war Glückauf auch nicht und hatte im Bezirk Erfurt einen guten Namen. Ich hatte neben dem Angebot von Sondershausen ein weiteres aus der DDR- Liga von Nordhausen und aus Gotha, die in der Bezirksliga spielten. Ich entschied mich für Glückauf. Werner Gabriel und Siegmar Menz bemühten sich sehr um mich. Die tägliche Strecke von 60 km nahm ich in Kauf, denn zum einen kannte ich Trainer Menz und einige Spieler noch aus Erfurter Zeiten und zum anderen waren die Rahmenbedingungen durch die finanziellen Zuschüsse des Kaliwerks schon ordentlich. U.a. hatte der Verein damals schon einen VW Bus zur Verfügung, mit dem der Trainer die „Erfurter Jungs“ mit nach Sondershausen nahm.

Warum bist Du nach dem Liga Abstieg in Sondershausen geblieben?
Mit knapp 30 Jahren war für mich eine Rückkehr in die Oberliga nicht mehr möglich. Aber ich fühlte mich in Sondershausen wohl und hatte durch meine Anstellung im Kaliwerk auch eine finanzielle Absicherung. Ich hatte mich nie wirklich mit einem Wechsel beschäftigt. Die heimischen Spieler sind geblieben und wir wollten sofort wieder aufsteigen. So spielte ich eben mit Glückauf in der Bezirksliga weiter. Mit dem Meistertitel hat es ja geklappt, aber den Aufstieg haben wir vermasselt.

Auch nach der Wende bliebst Du der Eintracht treu...
Ja, ich habe nach 1990 zuerst in der Stadtverwaltung Sondershausen, später in einem Sportartikelgeschäft in Bad Frankenhausen gearbeitet. Sportlich gesehen spielten wir in der Landesliga immer eine gute Rolle und der Zusammenhalt im Verein war klasse. Auch war die Zuschauerzahl erfreulich, es gab für mich also keinen Grund zum Wechsel.

Was sind Deine Erinnerungen an Sondershausen? Besondere Spiele, Erfolge, Niederlagen?
Fangen wir mit den Niederlagen an. Natürlich war der Abstieg aus der DDR-Liga 1987 und der verpasste Aufstieg ein Jahr später sehr enttäuschend. Doch wir waren eine tolle Truppe und machten einfach weiter. Für mich waren die Spiele zur Wende gegen die westdeutschen Klubs aus Osterode und Kassel was Besonderes, oder auch das legendäre Turnier in Koblenz.
Die Fußballfeste waren auch eine ganz große Sache mit Spielen u.a. gegen Uwe Seeler oder Werder Bremen. Gegen den Bundesligisten HSV wurde ich aus dem Eintracht Team verabschiedet. Beim Oldie Länderspiel Deutschland- England durfte ich zusammen mit Rudi Völler auflaufen. Dort traf ich auch nach Jahren Norbert Nachtweih wieder. Bei einem U21 Länderspiel der DDR-Nationalmannschaft hatten wir vor der Heimreise noch zwei Stunden Zeit, Istanbul anzuschauen. Doch Norbert und ein weiterer Spieler vom HFC Chemie kamen nicht zum Flughafen. Er tauchte dann später als Spieler von Eintracht Frankfurt uns des großen FC Bayern wieder auf.

Gab es Mitspieler oder Leute im Verein, zu denen Du einen besondere Verbindung hattest?
Als ich nach Sondershausen kam, kannte ich ja schon einige Spieler. Mit Harald Brosselt spielte ich jahrelang in Erfurt zusammen und auch Roland Demmer kannte ich. Es gab keinen Stinkstiefel in der Mannschaft und die Jüngeren haben schon zu einem aufgeschaut. Harald treffe ich noch regelmäßig und in der Rot-Weiß Traditionsmannschaft spiele ich manchmal noch mit Mario Franke und Thomas Bertram. Auch über gelegentliche Treffen mit Roland Garthof oder Frank Flehmig freue ich mich.

Wie kam es im „reiferen“ Fußballeralter zum Wechsel nach Großengottern?
Eigentlich hatte ich vor, 1996 mit 39 Jahren meine Karriere zu beenden. Im besagten Oldie Spiel gegen England gab es einen Linienrichter, Gunnar Hoffmann. Dieser war damals Trainer von Großengottern und überzeugte mich, noch etwas Libero zu spielen. Mit fast 40 Jahren startete ich noch einmal durch.

Woran erinnerst Du dich besonders, wenn Du an die Zeit Großengottern zurückdenkst?
Ich spielte nun also als Libero. 1997 wurden wir gleich Kreismeister vor Preußen Bad Langensalza und stiegen in die Bezirksliga auf, wo wir eine gute Rolle spielten. Es waren schöne neun Jahre dort. Mit 47 Jahren kam dann das endgültige Aus, nachdem mir im Spiel gegen Wüstheuterode eine Achillessehne riss.

Verfolgst du den Sonderhäuser Fußball? Wie schätzt Du die aktuelle Situation ein?
Natürlich. Zu Oberliga-Zeiten war ich ein paar Mal auf dem Göldner, besonders das Spiel gegen Dynamo Dresden werde ich nicht vergessen. Zuletzt war ich 2022 zum 1000. Spiel der Eintracht vor Ort. Ehrlich gesagt war ich überrascht über den Abstieg. Aber um die Umstände zu beurteilen, bin ich zu weit weg.

Für wen schlägt Dein Herz im Spiel beider Mannschaften? Dein Tipp?
Bei beiden Vereinen hatte ich eine schöne Zeit, ich könnte mich mit einem 2:2 anfreunden. Um an Großengottern vorbeizukommen, muss Eintracht natürlich gewinnen und ist als Absteiger Favorit in diesem Spiel.

Spielt der Fußball heute noch eine Rolle für Dich?
Natürlich verfolge ich den RWE, hin und wieder gehe ich ins Stadion. Mein Hauptinteresse gilt mittlerweile den SF Marbach, die 2024 KOL Meister Erfurt-Sömmerda wurden. Sie verzichteten aber auf Aufstieg in Landesklasse, sonst hätte es Duelle gegen die Eintracht gegeben. Mein Schwiegersohn spielt dort und wurde in der letzten Saison mit 32 Toren Vize- Torschützenkönig. Mein Sohn Sascha betreut das Team und spielt Ü35.

Martin, vielen Dank für das Gespräch, wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen auf dem Göldner.

Grafik: Szene mit Martin aus seinem Abschiedspiel 1996 beim Fußballfest gegen den Hamburger SV. Foto: Archiv BSV Eintracht
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