18.11.2023
Heute vor 64 Jahren - Interview zur Gründung von Glückauf
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Am heutigen 18. November gibt es im Sondershäuser Fußball ein besonderes Jubiläum. Vor 64 Jahren betrat erstmal die BSG Glückauf Sondershausen die Fußballbühne, welche schon bald einen Pokalsieg und zwei Meisterschaften feiern konnte. Sieben Jahre lang mischte man in der DDR-Liga mit und wurde republikweit bekannt. Alfred Duft, der bereits damals hautnah dabei war, stand uns gern zu einem Interview bereit.

Herr Duft, im respektablen Alter von nunmehr 83 Jahren sind sich vom BSV Eintracht Sondershausen nicht wegzudenken. Wie verlief ihr fußballerisches Leben in Sondershausen?
Begonnen habe ich im Vereinsleben tatsächlich schon 1947 und bis heute bin ich Mitglied der Eintracht. 75 Jahre Mitgliedschaft sind es also schon ohne Unterbrechung. Nach meiner Jugendzeit bei Aktivist kam es zum Zusammenschluss mit Motor, im Herrenbereich spielte ich nur für Glückauf bis 1973. Es müssten über 300 Spiele gewesen sein. Anschließend war ich auch im Vorstand und als Mannschaftsleiter von Glückauf tätig, Mitte der 1980er Jahre übernahm ich die Kindermannschaft, in der u.a. mein Sohn Axel spielte und mit der später sogar der Titel des Thüringenmeisters (1996) gefeiert werden konnte. Als später die Eintracht im Jahr 2000 in die Oberliga aufstieg, arbeitete ich in der Geschäftsstelle.

Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
Da ich aus Jecha komme und fast neben dem Sportplatz gewohnt habe, war es für mich das Größte, in einem Verein spielen zu dürfen. Zusammen mit meinen Kumpels wie Hartmut Brathuhn oder Klaus Lehmann konnte ich dann im Verein spielen. Ende der 1940er Jahre war es Hermann Glass, der aus der Umgebung Burschen zusammensuchte, um daraus eine Mannschaft aufzustellen. Bereits 1951 waren wir dann schon Kreismeister. Die Umstände waren nach dem Krieg natürlich schwierig, aber wir durften sogar bei schlechtem Wetter im Saal der Gaststätte „Drei Linden“ oder dem „Grauen Löwen“ (später die „Wipperperle“) Hallentraining absolvieren.

In den 50er Jahren gab es in Sondershausen mit „Aktivist“ und „Motor“ zwei fast gleichstarke Mannschaften. Wie war das Verhältnis untereinander?
Besonders in den ersten Jahren waren es die Derbys, wo es auf dem Feld und auf den Rängen richtig zur Sache ging, 2000 Zuschauer waren da nicht unüblich. Nicht selten hörte man von Raufereien unter den Anhängern. An eines kann ich mich noch gut erinnern - beim einem dieser Spiele war der Platz in Jecha für die Zuschauer zweigeteilt. Ein Motor Spieler foulte einen Aktivist‘ler genau vor den Augen seines Vaters in ganz grober Art. Dieser brachte seinen Gehstock zum Einsatz und es folgte ein großer Tumult. Das war schlimmer als die heutigen Derbys.

Im Jahr 1957 kam es trotzdem zu Zusammenschluss beider Mannschaften.
Es spielten beide Mannschaften in der Bezirksklasse und eine Mannschaft aus Sondershausen sollte mindestens in der Bezirksliga spielen. In der Hinrunde war Aktivist auch Spitzenreiter, hatte aber dann eine Schwächephase und der Aufstieg war nicht mehr machbar. So setzten sich die Direktoren der beiden Trägerbetriebe vom Schacht und IKA zusammen und man beschloss, die Kräfte zu bündeln. Zunächst spielten wir als „Eintracht“, aber da der Name nicht in das sozialistische Bild der damaligen Zeit passte, wurde daraus „Einheit-Mitte“. Ab 1959 spielten wir auf Initiative des Kaliwerks als „Glückauf“.

Mit der Zusammenlegung waren sicher nicht alle Spieler einverstanden?
Einige gestandene Spieler fanden es nicht so gut und verließen den Verein, manche gründeten sogar einen neuen Verein unter den alten Namen, was aber keine Zukunft hatte. Aber zu der Zeit fand ein Generationswechsel statt, denn der Nachwuchs war recht ambitioniert. Spieler wie Worschech, Brathuhn, Lehmann, Männer oder ich rückten nach und die alte Rivalität spielte bald keine Rolle mehr. Ich denke, es war die beste Entscheidung damals und genau wie später beim Zusammenschluss von „Glückauf“ und „Elektro“ zur „Eintracht“ brachte es die Entwicklung voran.

Wie verliefen die ersten Jahre des „neuen“ Vereins?
Bereits 1960 gelang der angestrebte und ersehnte Aufstieg in die Bezirksliga, die damals die höchste Klasse im Bezirk Erfurt war. Nach einigen Ab- und Wiederaufstiegen setzten wir uns 1969 in der Liga fest. Wir spielten auf dem Thälmann- Sportplatz und grade die Derbys gegen die damals schon profihaften Nordhäuser oder gegen Empor Greußen, waren immer besondere Spiele. Auch gegen die Kaliwerk-Kollegen aus Bleicherode oder Sollstedt ging es spannend zu. Ein glücklicher Umstand war auch der NVA-Standort in Sondershausen für uns. Durch die ausgezeichneten Beziehungen zwischen Verein und Armee konnten einige Spieler vor Ort ihren Wehrdienst leisten und trotzdem spielen. Auch konnten wir punktuell Oberliga-Spieler z.B. aus Erfurt, Dresden und Zwickau einsetzen, auch wenn es manchmal nur sehr wenige Spiele waren.

Herr Duft, vielen Dank für den Einblick in die Zeit, in der der Grundstein für den erfolgreichen Fußball in Sondershausen gelegt wurde. Bleiben Sie schön gesund und dem BSV Eintracht noch recht lange erhalten!
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