06.09.2023
Presseschau zum Saisonstart der Ersten
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Auch wenn die Ergebnisse der Ersten Mannschaft nichts über die teilweisen Leistungen aussagen, ist klar, das der Ligastart in die Thüringenliga-Saison 2023/24 nicht geglückt ist. Sebastian Fernschild von der Thüringer Allgemeine machte dazu eine Ferndiagnose und sprach mit unserem Vorsitzenden Matthias Springer.

„Wir müssen die Nerven behalten“ - Interview der Woche: Eintracht Sondershausens Präsident Matthias Springer über den Fehlstart.

Null Punkte nach vier Spielen, Schlusslicht in der Liga. Schlechteste Abwehr mit 16 Gegentreffern (vier pro Spiel) und schlechtester Angriff mit nur einem eigenen Treffer. Die Bilanz bei Eintracht Sondershausen könnte wohl besser aussehen. Der Traditionsverein aus der Bergstadt steht bereits am Anfang der Saison unter Druck und braucht dringend ein Erfolgserlebnis. Zumindest im Landespokal stellte sich kürzlich ein Erfolg ein. Das 4:3 nach Elfmeterschießen beim FSV Ohratal zeigt, dass es durchaus gehen kann, auch wenn über 120 Minuten kein Tor geschossen werden konnte, aber eben auch keines geschluckt werden musste. Wir sprachen mit Matthias Springer, dem Präsidenten der Eintracht, über die aufkommende Krise.

Der Saisonstart für die erste Mannschaft, dem Aushängeschild, war alles andere als gut. War das abzusehen?
Was heißt abzusehen? Die Thüringenliga ist kein Wunschkonzert. Wir haben den Klassenerhalt in der letzten Saison am letzten Spieltag geschafft. Darüber waren wir glücklich und haben in der Folge im Sommer sechs Spieler aus der Region für die Eintracht gewinnen können und aus dem eigenen Nachwuchs Ramsan Meschidov in die erste Mannschaft aufgenommen. Das sind ausnahmslos junge, engagierte Spieler. Wir sind uns bewusst, dass diese Spieler noch am Anfang ihrer Entwicklung im Männerbereich stehen und Zeit brauchen. Außerdem ist die Liga durch die abgestiegenen Oberligisten und ambitionierten Aufsteiger noch stärker geworden. Natürlich will jeder einen Fehlstart vermeiden. Auch wir hatten die Chance, zu punkten. Torchancen waren da und wir haben in einigen Spielen gezeigt, dass wir mithalten können. Im Fußball entscheiden aber nun einmal die Tore. Die haben wir nicht geschossen. Wir spielen in der höchsten Liga Thüringens. Dort werden auch kleine Fehler sofort bestraft. Das muss jedem bewusst sein.

Wäre ein Abstieg vielleicht die bessere Alternative gewesen?
Sollten wir absichtlich absteigen? Ich habe zum Ende der letzten Spielserie gesagt, wir beschäftigen uns mit beiden Varianten. Ich sage ja, auch der Abstieg hätte gewisse Chancen geboten, was die Entwicklung der vielen jungen Spieler angeht. Aber auch der Nichtabstieg bietet die von Verein und Mannschaft gewollte Chance, sich mit den Mannschaften der höchsten Thüringer Spielklasse zu messen. Dabei werden Spieler „wachsen“.

Verkraftet das die Eintracht?
Verkraften ja. Wie – werden wir sehen. Es gilt, die Nerven zu behalten. Das gilt für Trainer, Team und auch das Umfeld.

Wie kann man sich selbst aus der Schlinge ziehen?
Ein Medikament gibt es dafür nicht. Sonst würden auch die Proficlubs dieses zuhauf kaufen. Wir analysieren die Spieltage. Welche Spieler standen zu Verfügung? Kommt jemand aus einer Verletzung? Waren Spieler urlaubsbedingt nicht dabei? Gab es physische Probleme oder taktische Fehler? Neben Analyse und Gesprächen haben alle Beteiligten die Aufgabe, die Kabinenstimmung hochzuhalten und mit einer „Jetzt erst Recht“-Stimmung, das nächste Spiel anzugehen. Das haben wir im vorigen Spieljahr geschafft und werden es weiter schaffen! Es geht nur zusammen. Ein Erfolgserlebnis würde sicher helfen, die Köpfe freizubekommen.

Keimt die Frage nach einem Trainerwechsel auf?
Wir haben uns zum Ende der letzten Serie darauf festgelegt, dass wir mit dem Trainerteam auch bei einem Abstieg in die Landesklasse weitermachen. Nachdem wir den Klassenerhalt geschafft haben und wussten, dass die Aufgabe in dieser interessanten und fordernden Thüringenliga nicht leichter wird, werden wir dem Trainerteam auch jetzt das Vertrauen geben. Wir haben in der Wechselperiode keinen Goldschatz im Kalischacht gefunden, um professionelle Spieler für unseren Verein nach Sondershausen zu holen. Wir stehen für unsere Werte, um möglichst mit eigenem Nachwuchs und regional ansässigen Fußballern unsere sportlichen Ziele zu erreichen. Wohltuend ist, dass manche neuen Spieler uns widerspiegeln, dass sie so ein gutes und familiäres Miteinander noch nicht erlebt haben. Das zu hören, stimmt ebenfalls optimistisch.

Auch die zweite Mannschaft wartet auf den ersten Sieg. Gibt es auch dafür Gründe?
Nun, auch bei unserer zweiten Mannschaft blieben bisher die herausgespielten Torchancen ungenutzt. Da kannst du als Trainer, Betreuer oder Verantwortlicher nur in die Tischkante beißen. Da steckt sicher mehr drin, wenn die Chancen zum Torerfolg veredelt werden. In Bergmannssprache grüßt man sich mit einem „Glückauf“ – das gilt nun für die Eintracht im übertragenen Sinne.

Befindet sich die Eintracht in einer Krise?
In Bezug auf den Gesamtverein ein klares Nein. Unsere Mitgliederzahl ist um 25 Prozent auf über 450 Mitglieder gestiegen. Wir boomen förmlich und geben ab dem 5. Lebensjahr Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine sportliche Heimat. In Bezug auf die Resultate der ersten beiden Männermannschaften antworte ich mit einem gebräuchlichen Wort aus dem Profi-Lager und bezeichne es als Ergebniskrise.
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