29.03.2023
Presseschau - TA Interview der Woche mit Sebastian Caspar
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Nachdem er am vergangenen Wochenende sein 450. Eintracht-Spiel für die erste Mannschaft absolviert hat, veröffentlichte die Thüringer Allgemeine am heutigen Mittwoch ein Interview mit "Torgespenst" Sebastian Caspar. Nach seinem Comeback gegen Langensalza nach 2,5 Jahren Abwesendheit wird dazu auf die aktuelle sportliche Situation sowie Zukunft geschaut. Sportreporter Sebastian Fernschild titelte dazu: „Wer weiß, wann das der Fall ist - Interview der Woche mit Torjäger Sebastian Caspar über sein Comeback und die Eintracht-Krise".

Er wird in Sondershausen auch gerne das „Gespenst“ genannt. Zudem hat er Legendenstatus bei Eintracht Sondershausen. Kein anderer Spieler hat auch nur ansatzweise so viele Tore für die Sondershäuser geschossen wie er. Sebastian Caspar ist die Tormaschine auf dem Göldner und auch heute noch aktiv. Gegen Bad Langensalza erzielte er jüngst sein 314. Pflichtspieltor – eine Zahl, die wohl unerreicht bleibt. Wir sprachen mit dem heute 42-jährigen Raumausstatter über seine Laufbahn, die aktuelle Situation im Verein, einen möglichen Abstieg und wann Schluss sein soll.

Wie kam es, dass Sie wieder spielen?
Axel (Anm. d. R. Axel Duft, Trainer der ersten Mannschaft) hat mich vor Weihnachten bei einem lockeren Hallenkick der alten Legenden gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihm ab und zu auszuhelfen. Ich sagte ihm spontan zu, da ich mich körperlich noch sehr gut fühle und meine Achillessehne mir momentan auch keine Probleme bereitet.

War es schwer, Sie zu überreden?
Da Fußball nach wie vor meine große Leidenschaft ist, brauchte Axel mich nicht groß zu überreden. Außerdem schätze ich ihn als Menschen sehr und möchte ihm gerne helfen. Da war das eine Selbstverständlichkeit für mich.

Machen die Knochen noch gut mit?
Die Beine und der Körper zwicken schon etwas länger, als das früher der Fall war. Aber wie gesagt, ich fühle mich noch gut, bei dem, was ich mache. Solange der Spaß und Ehrgeiz noch vorhanden sind, kann man auch mal den ein oder anderen Schmerz wegstecken. Aber die Regeneration dauert schon etwas länger, aber das nimmt man gerne in Kauf.

Was trauen Sie der Eintracht noch zu diese Saison?
Die Jungs sind alle sehr gute Fußballer und wurden von ihren Trainern gut ausgebildet. Ich traue uns natürlich den Klassenerhalt zu und bin überzeugt, wenn jeder sein Können und nur die Hälfte an Emotionen und Ehrgeiz, die die Trainer an den Tag legen, in die Waagschale werfen, dann ist nichts unmöglich. Aber es wird natürlich verdammt schwer.

Warum läuft es Ihrer Meinung derzeit so schlecht?
Zur Zeit machen wir zu viele leichte Fehler. Vorn fehlt uns manchmal etwas das Quäntchen Glück. Früher waren wir vielleicht nicht die technisch besten Spieler, wir haben es über die mannschaftliche Geschlossenheit, Kampf und Siegeswillen gerichtet. Dem ein oder anderen Spieler fehlen diese Tugenden heute leider, aber es ist auch eine andere Zeit.

Was passiert am Ende der Saison mit Ihnen?
Ich hatte eigentlich vor, meine Karriere bei der ersten Männermannschaft im Sommer auf dem Göldner zu beenden, aber da ein Spielbetrieb auf dem Rasenplatz noch nicht in Sicht ist, bleibt meine Zukunft wohl noch offen. Wer weiß, wann es dann der Fall sein wird.

Wird man Sie als Trainer auch irgendwo sehen?
Mit dem Trainerdasein, das weiß ich noch nicht. Ich würde sicher meine Erfahrung an andere junge Spieler weitergeben, aber da ich eigentlich mehr der Typ im Hintergrund bin und nicht gern im Vordergrund stehe, weiß ich nicht, ob ich der richtige Trainertyp bin. Aber wer weiß, sag niemals nie.

Gehen Sie auch innerhalb der Mannschaft als Routinier voran oder bleiben sie eher im Hintergrund?
Ich gebe dem ein oder anderem Spieler sicherlich mal einen Tipp, was sie besser machen könnten und versuche, sie im Training und natürlich auch im Spiel zu motivieren. Das große Sprachrohr aber bin ich nicht, war ich nie und werde es auch nicht mehr werden. Dafür bin ich einfach nicht der Typ, und wie schon gesagt, stehe ich lieber im Hintergrund.

Wäre ein Abstieg für den Verein fatal?
Mit diesem Stadion wäre es natürlich fatal, wenn der Verein absteigt und nächstes Jahr in diesem Schmuckkästchen gegen Büßleben, Arenshausen oder sonst wen spielt. Ich möchte den Vereinen natürlich nicht zu nahe treten, aber das ist eine Liga höher schon was anderes.

Daten und Fakten zu Sebastian Caspar
- 2002 vom FC Carl Zeiss Jena nach Sondershausen gekommen
- erstes Pflichtspiel am 4. August 2002 gegen den 1. FC Magdeburg
- am 11. August 2002 erstes Tor beim 2:2 gegen Dresden Nord
- 450 Pflichtspiele
- 314 Pflichtspieltore, so viel wie kein anderer Spieler von Eintracht Sondershausen
- viermaliger Torschützenkönig in der Thüringenliga (2006/07, 2007/08, 2009/10 und 2011/12)
- heute noch Rekordtorschütze der Thüringenliga (246 Tore)
- erzielte am 23. Oktober 2010 das 1000. Tor der Vereinsgeschichte
- Meister 2010 aber Verzicht auf Aufstieg in die Oberliga
- ältester Eintracht-Torschütze mit 42 Jahren
- hat in seinen mehr als 20 Jahren bei Eintracht keine einzige Rote Karte beziehungsweise keinen Platzverweis bekommen
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