04.11.2022
Thüringer Allgemeine zum 1.000. Eintracht-Spiel
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Am heutigen Freitag veröffentlichte die Thüringer Allgemeine einen umfangreichen Bericht mit einem Blick auf die bisherigen 999 Eintracht Spiele. Sportreporter Sebastian Fernschild titelte dazu: „Viel Salat und ein Big Mac - Sondershausen empfängt im 1000. Pflichtspiel Schleiz. Ein Rückblick auf 31 Jahre“

Wenn am Samstag Thüringenligist Eintracht Sondershausen den FSV Schleiz zum Ligaspiel empfängt, dann wird diese Partie unter einem besonderen Stern stehen. Es ist das 1000. Pflichtspiel in der Geschichte des BSV Eintracht Sondershausen. Die Historiker und Verantwortlichen der Eintracht haben lange gerechnet und diskutiert und sich schließlich auf dieses Spiel als das 1000. Pflichtspiel der Eintracht seit der Gründung am 30. April 1991 geeinigt. Die Partie wird bereits 13 Uhr auf dem Kunstrasenplatz angepfiffen.

Das erste Spiel war einfach, am 4. Mai 1991 trennte sich an einem kalten Frühsommersamstag Sondershausen vom SV 1899 Mühlhausen vor 300 Besuchern 0:0. Kaum jemand war sich damals der Dimension des Spieles bewusst. Im Programmheft tauchte der neue Name nur im Innenteil auf, weil erst noch die Eintragung beim Amtsgericht erfolgen musste. Im Aufgebot standen Legenden wie Wolfgang Harnack, Frank Flehmig, Harald Brosselt oder Martin Iffarth, aber es gab auch Jungspunde wie einen gewissen Niecke. Der heutige Co-Trainer Riccardo Nieke wurde jahrelang im Programmheft falsch geschrieben.

Aber warum war die Errechnung des 1000. Pflichtspiels seit Gründung so schwierig? Es gab normale Punktspiele, Pokalspiele und einige Relegationsspiele. Aber auch Spiele ohne Wertung – wie beispielsweise nach Rückzug Dessaus aus der Oberliga wurde das Hinspiel annulliert – Spiele, die gewertet, aber nicht gespielt wurden (Nichtantritt Westerengel, Ausfall Ohratal), oder die sogenannten „Pflichtfreundschaftsspiele“ gegen den VfB Leipzig während dessen Insolvenzverfahrens. Da kommt einiges zusammen in den 31 Jahren. Gezählt wurden nun alle Spiele, die tatsächlich gespielt wurden und zum Zeitpunkt des Spiels „Pflichtspiele“ waren.

Die Gründung des BSV Eintracht Sondershausen war ein Erfolg ohnegleichen. Nur sehr wenige Vereine, die sich Anfang der 1990er-Jahre als Fusion oder Neugründung gegründet haben, existieren heute noch unverändert unter gleichem Namen und in der gleichen Spielklasse. Von den Vereinen der Thüringenliga-Saison 1990/91 ist die Eintracht der letzte „Überlebende“, alle anderen 13 Vereine spielen in unteren Ligen, existieren gar nicht mehr oder wurden umbenannt. Ebenso besonders bei der Eintracht ist, dass sehr viele dieser Vereine die 31 Jahre nicht ohne Insolvenz überstehen konnten, teilweise sogar mehrfach und Sondershausen dieses Schicksal erspart blieb. Heute steht die Eintracht auf wirtschaftlich gesundem Fundament.

Außerdem wurde sportlich in den 1000 Pflichtspielen viel erreicht. In der ewigen Tabelle der Thüringenliga steht Sondershausen unangefochten auf Platz eins und das trotz fünf Jahren NOFV-Oberliga und zwei Jahren Landesklasse. Zweimal holte die Eintracht den Landesmeistertitel bei den Herren, dazu zweimal Silber und dreimal Bronze. Einmal wurden die A-Junioren Landesmeister. Allein acht mal holte ein Eintracht-Spieler die Torjägerkanone in der Thüringenliga.

Ein Spieler wird, nicht nur weil er heute Trainer ist, in Erinnerung geblieben sein – „Mister Eintracht“ Axel Duft. Er allein stand in 570 Partien als Spieler auf dem Platz (von 1995 bis 2015), dazu kommen dann noch fast 50 Spiele als Trainer, sodass Duft an etwa zwei Drittel aller bisherigen Pflichtspiele des Vereins beteiligt war. Aber auch „Torgarant“ Sebastian Caspar, der es in 447 Pflichtspielen auf unfassbare 313 Tore brachte und allein viermal die Torjägerkanone der Verbandsliga holte, bleibt unvergessen. „Es ist beeindruckend, was hier passiert. Am Samstag kommen Spieler vom ersten Spiel. Die kennt man noch alle und sie kennen uns. Ich erinnere mich gerne an die alten Zeiten zurück. Das war schon was besonderes“, so Axel Duft. Aber das beeinflusst den zurückhaltenden heutigen Trainer in Hinblick auf das Spiel gegen Schleiz eher weniger. „Die Jungs sollen sich wieder für ihren Einsatz belohnen. Schleiz ist ein unbequemer Gegner, aber wir werden alles reinhauen“, so Duft, der verrät, dass Finn Hornschu und Bastian Seidel aller Voraussicht nach nicht spielen können.

Dann aber denkt der Fokussierte noch einmal zurück. Für ihn waren vor allem die Spiele gegen Dynamo Dresden in bester Erinnerung geblieben. Der 1:0-Sieg zu Hause vom 6. August 2000. Dies war gleichzeitig das erste Punktspiel in Liga vier überhaupt. Oder auch der 2:0-Auswärtssieg in Dresden, wo Duft mit seinem ersten Treffer den Deckel drauf machte. Sein 30-Meter-Schuss in den Winkel bleibt für ihn unvergessen. Darüber hinaus ein besonderer Umstand, wie er aus dem Nähkästchen plaudert: „Ich erinnere mich genau. Unser Mannschaftsleiter Rico Gemsjäger hat uns damals vor dem Spiel zu McDonalds eingeladen. Wir Spieler haben alle Salat bekommen und er hat sich einen Big Mac gegönnt. Eine herrliche Situation“, sagt Duft und betont, dass gerade der Zusammenhalt damals ein entscheidender Faktor für den Klassenerhalt war.
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