22.09.2022
Presseschau zu Interviews mit Oliver Lossius
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Wie wir im Artikel am vergangenen Freitag berichteten, leitete unser langjähriger Schiedsrichter Oliver Lossius das Thüringenderby zwischen Erfurt und Jena am 18. September.
Der Radiosender Antenne Thüringen führte dazu ein erstes Interview mit ihm. Auf unserem YouTube Kanal könnt ihr es euch nun anhören.

Am gestrigen Mittwoch veröffentliche die Thüringer Allgemeine auch ein Interview im Anschluss auf das Spiel. Sportreporter Sebastian Fernschild titelte dazu: Feuerwerk hat hier nichts zu suchen - Schiedsrichter Oliver Lossius aus Sondershausen über das Thüringenderby

Am Donnerstag wird Oliver Lossius 32 Jahre alt. Der Sondershäuser gehört zu Thüringens besten Schiedsrichtern und hat es bereits bis in die zweite Bundesliga geschafft. Am vergangenen Wochenende leitete er das Thüringenderby zwischen dem FC Rot-Weiß Erfurt und dem FC Carl Zeiss Jena. Wir sprachen mit Lossius, der bei Eintracht Sondershausen Mitglied ist, über dieses besondere Spiel, seinem Pfiff zum Elfmeter und seine Karriere.

Kann man sagen, dass dieses Spiel der Höhepunkt Ihrer Karriere war?
Derbys sind immer etwas Besonderes. Vor sechs Jahren habe ich dieses Derby schon mal gepfiffen. Damals ging es noch um etwas mehr, weil es das Pokalfinale war (Anm. d. R.: Jena gewann 2:0). Aber dennoch, so ein Spiel bekommt man nicht so oft. Und das bleibt in Erinnerung.

War es von der Stimmung her vergleichbar mit 2016?
Ja. Auch wenn ein Pokalfinale noch etwas mehr Brisanz hatte. Aber die Stimmung auf und außerhalb des Feldes waren ähnlich.

Der Pfiff zum Elfmeter für Jena. Wie haben Sie es selbst erlebt?
Für mich war es gleich eine klare Angelegenheit. Mein Assistent (Anm. d. R.: Eugen Ostrin) und ich hatten die gleiche Wahrnehmung. Mein Pfiff und sein Zeichen waren simultan. Das Interessante war die Reaktion des schuldigen Spielers (Anm. d. R.: Abou Ballo). Er hat sich einfach umgedreht und wusste genau, was los war.

Ist man vor so einem Spiel nervöser als sonst?
Das würde ich nicht sagen. Ich gehe jedes Spiel konzentriert an. Vielleicht gibt mehr Vorfreude. Es war zusammen mit meinem alten Drittligateam, weshalb wir uns sehr darauf gefreut haben.

Wie stehen Sie zu dem Abbrennen von Pyrotechnik und Fanutensilien der Zuschauer?
Das will ich gar nicht beurteilen und kommentieren. Dafür gibt es das Sportgericht. Wir waren froh, dass es außerhalb des Spiels war. Wir mussten zweimal kurz unterbrechen aufgrund der Rauchentwicklung, das ist schon schlimm genug. Die Choreos waren echt super, aber ein Feuerwerk hat grundsätzlich nichts zu suchen im Stadion.

Waren Sie mit Ihrer eigenen Leistung zufrieden?
Ja. Wenn man in so einem Derby einen Elfmeter für die Gäste pfeift, das Spiel 1:1 ausgeht und im Nachhinein niemand Negatives über den Schiedsrichter sagt, können wir zufrieden sein.

Was war Ihr bisher prägendstes Spiel?
Das ist schwer zu sagen. Als Assistent bei RB Leipzig gegen Paris St. Germain an der Linie zu stehen. Auch wenn das nur ein Freundschaftsspiel war, zählt das zu den Highlights.

In welchen Ligen pfeifen Sie aktuell?
Ich habe vier Jahre in der 3. Liga gepfiffen. Nun ist es noch die Regionalliga. Ich spezialisiere mich aber auf die Assistenz und den Videoassistenten. In der Bundesliga habe ich auch bereits im Kölner Keller gesessen.

Wie stehen Sie zum Videobeweis?
Da gibt es zwei Perspektiven. Ich kann beide Seiten verstehen. Es ist nachweislich, dass es den Fußball gerechter macht, auch wenn es keine absolute Sicherheit gibt. Im Fußball gibt es viele Situationen, die eben nicht schwarz oder weiß sind, sondern Interpretationsspielraum zulassen. Das wird immer für Diskussionen sorgen.

Hatten Sie die Absicht, das Pfeifen hauptberuflich zu betreiben?
Nicht wirklich. Es ist schwer planbar. Für mich war es immer entscheidend, neben dem Fußball eine berufliche Karriere zu haben, um nicht abhängig zu sein.

Und die ist?
Ich habe BWL studiert, arbeite nun als Investment Manager. Nach dem Abitur bin ich aus Sondershausen weg, werde aber immer mit meiner Heimat verbunden sein. Dann bin ich viel rumgekommen und habe nun in den Niederlanden mein Zuhause gefunden. Ich bin seit drei Wochen mit einer Niederländerin verheiratet und dort sehr glücklich.
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