30.08.2022
Pokalderby wird ohne Zuschauer auf einem neutralen Platz ausgetragen - Niederlage für echte Fußballfans
Bild vergrössern
Nachdem uns die Losfee vor drei Wochen mit dem Pokalhit gegen Wacker Nordhausen eine ganz besondere Begegnung bescherte, welche zuletzt in der Saison 2011/2012 stattfand, war die Freude anfangs ungemein groß. Endlich wieder ein Derby gegen den alten Dauerrivalen und das zudem Zuhause!

Nun ist es jedoch traurige Gewissheit, dass die Geschehnisse der letzten Wochen für unseren BSV keine andere Lösung zulassen, als das Spiel ohne Zuschauer auf einem neutralen Platz auszutragen. Das Derby überhaupt sportlich zu entscheiden, ist im Wesentlichen nur der Unterstützung des TFV-Spielausschussvorsitzenden zu verdanken.


Doch beginnen wir am Anfang:


Unmittelbar nach der Auslosung begann unser Vorstand mit der Suche nach einer geeigneten Sportstätte, welche der Brisanz des Derbys standhalten hätte können. Denn der Göldner bietet aufgrund ausstehender Restarbeiten noch nicht die Möglichkeit, alle Auflagen eines Sicherheitsspiels zu erfüllen.


Die erste Idee war unser Sportplatz „Jecha“. Nach ersten Ortsbegehungen mit Stadt und Polizei war schnell klar, dass ein Derby in Jecha nur vor etwa 500 Zuschauern (darunter maximal 100 Gästefans) möglich gewesen wäre. Durch diese Kapazitätseinschränkungen sahen die Polizei wie auch der BSV die Sportstätte „Jecha“ als ungeeignet an.

Über den Sportplatz Berka, welcher aufgrund eines dort stattfindenden Dorffestes nicht zur Verfügung stehen sollte, kam der Verein auf den Sportplatz „Stille Liebe".

Nach Vorortterminen im Sondershäuser Stadtteil Stockhausen mit Polizei, Stadt und dem Vorsitzenden der SG Empor herrschte schlussendlich Einigkeit darüber, dass eine Austragung unter strikter Einhaltung diverser Sicherheitsaspekte möglich ist. Am selben Abend traf sich unser Vorstand und erarbeitete mit dem vorhandenen Know-How aus über 20 Jahren veranstalteten Sicherheitsspielen in Sondershausen einen Sieben-Punkte-Plan, welcher eine lückenlos organisierte und sichere Austragung gewährleisten sollte. Man war sich einig, dass wir einer Austragung in Sondershausen nur zustimmen können, sofern jeder dieser sieben Punkte umgesetzt hätte werden können. In der Kürze der Zeit war dies zugegeben eine Mammutaufgabe. Allerdings war man absolut Willens, sich dieser anzunehmen, um auch unserer Bevölkerung und den vielen Fußballbegeisterten um Sondershausen herum nach den vielen Jahren des Wartens dieses Highlight bieten zu können und so für einen Mehrwert in unserer Heimat zu sorgen.


Bis zum 22.08.22 war unser Verein auf dem allerbesten Weg, alle Punkte unseres Plans und der vom Verband auferlegten Sicherheitsvorkehrungen organisiert zu bekommen. Darunter fiel u.a. ein durch Bauzäune komplett umzäunter Gästeblock mit separatem Zugang, Versorgungen und mobilen Toiletten zur bestmöglichen Fantrennung, gut 30 Ordner inklusive professioneller bzw. gewerbliche Sicherheitskräfte, Pufferzonen usw..

Doch über das Wochenende zuvor schafften es einige unbelehrbare Chaoten all die bis dato investierte Zeit für ein tolles Derby zunichte zu machen. In den Abendstunden zogen sie nach Sondershausen, um Graffitis an diversen Stellen zu sprühen. Zudem machten Bilder eines Spruchbandes beim Heimspiel des FSV Wacker gegen VfB Krieschow mit der Aufschrift „Alle Eintrachtler töten", welches der FSV Wacker Nordhausen über weite Teile des Spieles hinweg hängen ließ und ein Internetaufruf der angeblichen „Ultras" aus der Rolandstadt die Runde. Bereits einen Tag nach der Auslosung warben sie zudem für die Vorbestellung eigener Derbyshirts, welche neben dem Schriftzug "Den Freind im Visier" unser Vereinsemblem im Fadenkreuz aufweisen.

Dies löste in der Sondershäuser Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung aus, weshalb sich nun unser Bürgermeister berufen sah, an der noch ausstehenden Sicherheitskonferenz, in welcher noch letzte Detailfragen geklärt werden sollten, teilzunehmen. Unzählige Anrufe und Unmutsbekundungen seien bei ihm eingegangen, weshalb eine Austragung in Sondershausen nun nicht mehr erwünscht sei. In diesem Zusammenhang sprachen sich auch Ordnungsamt und Verkehrsbehörde gegen die Ausrichtung aus.

Zwar können wir diese Reaktion und die Bedenken grundsätzlich nachvollziehen – denn auch wir wissen – es gibt nicht nur Fußballinteressierte in der Bevölkerung. So gibt es aber auch nicht nur Musikliebhaber/Rockfans/Motorsportfans usw..

Trotzdem stehen wir der Entscheidung insgesamt kontrovers gegenüber, weil davon aus unserer Sicht eine falsche Signalwirkung ausgeht. Wo kommen wir da in Zukunft hin, wenn man diesen Chaoten auch noch das süße Lächeln des Erfolges zugesteht? Einige Wenige verhindern ein schönes Sportevent für VIELE? Wir sind nicht mehr in der Lage eine Sportveranstaltung im Amateurbereich der 5. und 6. Liga sicher durchzuführen?! Das ist besorgniserregend.

In der Sicherheitsberatung - wie auch bereits im Vorfeld - hatte Wacker angeboten, das Spiel im AKS in Nordhausen durchzuführen. Prinzipiell auch eine Lösung.

Aber welchem Sondershäuser Spieler und Fußballanhängern möchte man in diesem Umfeld ein Spiel zumuten? Dem Mob Genugtuung verschaffen und womöglich wieder vor dem Spruchband „Alle Eintrachtler töten spielen?“, oder wer weiß, was diese sogenannten und geduldeten Wackerfans sich noch bis oder zu einem Heimspiel im AKS hätten einfallen lassen? Nein, das braucht der Fußball nicht!

Der FSV distanziert sich von diesen Leuten und ist gemäß Pressemeldung um Aufklärung bemüht. Man habe aber keine Handhabe, weil diese Fans in der Wacker-Kurve einfach nicht zugeordnet werden können.

Nun sah sich der BSV also wieder auf Start zurückversetzt und teilte schweren Herzens mangels örtlicher Alternativen die Absage der Spielstätte durch den Eigentümer an den TFV mit. Auch dort war man überrascht. Beim TFV hat man gesehen und anerkannt, dass unser BSV alles in seiner Macht stehende getan hat, für ein sicheres Derbyfest in unserer Heimatstadt zu sorgen. Selbst ein langes Telefonat des Präsidenten des TFV mit unserem Bürgermeister brachte keine neuen Erkenntnisse. Zudem vertritt auch der Verband den Standpunkt, dass es nicht sein kann und darf, dass angebliche Anhänger durch ihr sportverächtliches Handeln mit einem Heimspielrechttausch eine Belohnung erhalten.

Und so kommt es nun, wie es leider kommen muss. Resümierend aus den Begleithandlungen nach Bekanntgabe der Auslosung und unserer klaren Haltung gegen jedwede Gewalt- und/oder Vandalismushandlungen sieht sich der BSV leider dazu gezwungen, die Notbremse zu ziehen und für ein Novum zu sorgen, in dem die 2. Runde des Thüringenpokals auf einem noch unbekannten aber neutralen Platz unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Dies war nur unter Mithilfe des TFV möglich, wofür wir uns recht herzlich bedanken.
Bild vergrössern