03.11.2021
Presseschau - TA-Interview der Woche mit Jérome Nowak
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Sportreporter Sebastian Fernschild von der Thüringer Allgemeinen Zeitung führte mit Jérome Nowak, der am vergangenen Sonntag seine Karriere als Mannschaftskapitän der zweiten Mannschaften beendete, das Interview der Woche.
Im Lokalsportteil titelte er heute dazu: „Das war meine Wohlfühlzone"

Nach 30 Jahren hat er am Samstag sein letztes Spiel gemacht. Jerome Nowak, ein Urgestein von Eintracht Sondershausen hört auf mit dem aktiven Fußball, widmet sich mehr seiner Familie und will mit den Alten Herren noch etwas Spaß haben. Was seine Gründe sind, warum jetzt der Abschied und wie es sportlich weitergeht bei dem 36-Jährigen, hat er im Interview verraten.

Wie lange haben Sie denn überhaupt bei Eintracht Sondershausen gespielt?
Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich bei der Eintracht. Ich bin dem Verein immer treu geblieben und habe das keine Sekunde bereut. Das sind nun 30 Jahre Fußball hier.

Gab es einen Moment, wo Sie am liebsten gewechselt wären?
Ja, den gab es tatsächlich. In der Jugend auf keinen Fall, auch wenn hier und da darüber gesprochen wurde. Es war, als ich Anfang 20 war und wie das eben so ist als heißblütiger junger Mann – da war ich unzufrieden mit der Gesamtsituation, wollte Erste spielen, was mir aber verwehrt blieb.

Wo wollten Sie denn hin?
Nach Badra. Das war damals die Zeit, als es dort steil bergauf ging und einige meiner Freunde dort gespielt haben. Aber dieser Gedanke reifte wirklich nur sehr kurz. Hinterher muss ich sagen, dass es gut war, dass ich es nicht gemacht habe.

Gab es auch damals den Gedanken, dem Fußball den Rücken zu kehren und beispielsweise Handball, Volleyball oder was auch immer zu spielen?
Nein, das gab es nie und wird es voraussichtlich auch nicht geben.

Seit wann kreisten die Gedanken, mit dem Fußball aufzuhören?
Das geht schon länger. Seit über eineinhalb Jahren eigentlich. Aber wie so oft heute hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sicherlich hätte ich auch während der spielfreien Zeit aufhören können. Aber das war als langjähriger Kapitän irgendwie nicht standesgemäß. Das wollte ich nicht. Also hab ich bis jetzt gewartet.

Warum hören Sie auf?
Wenn man Sonntagmorgen am Frühstückstisch sitzt und lieber sitzen bleiben möchte als zum Fußball zu fahren, dann sollte man die Schuhe lieber im Schrank lassen.

Warum dann ausgerechnet jetzt, am 30. Oktober? Hat das Datum eine besondere Bedeutung?
Im Prinzip nicht. Ich hätte auch am ersten Spieltag aufhören können oder erst am Ende der Saison. Aber bis jetzt war die personelle Situation sehr schlecht, da konnte ich die Jungs einfach nicht im Stich lassen. Und bis zum Ende der Saison hätte ich es ehrlicherweise nicht geschafft. So war es eben am Samstag gegen Oberheldrungen. Das war meine Entscheidung, das erste Mal egoistischerweise und genau richtig so.

Zumal Sie in dem Spiel den Ausgleich geschossen haben. Besser geht´s eigentlich nicht…
Das stimmt. Das hat gut gepasst. Natürlich hätte mir ein Derby gegen Westerengel besser gefallen. Aber auch so ist alles gut so.

Seit wann waren Sie denn Kapitän der Zweiten?
Gefühlt schon immer. Wann genau kann ich gar nicht sagen. Ich habe das Amt damals von Matthias Springer übernommen.

Gibt es ein Spiel oder Spiele, an die Sie sofort zurückdenken?
Ja, auf alle Fälle. Zwei sogar. Das erste war, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, ein 4:3 gegen Westerengel in Jecha. Letzter Spieltag, Westerengel war schon aufgestiegen und für uns ging es eigentlich um nichts mehr, außer natürlich das Derby zu gewinnen. Das zweite war am 10. November 2013 auf unserem geliebten Göldner. Das Datum weiß ich so genau, weil ich einen Tag zuvor meiner heutigen Frau das Ja-Wort gegeben habe, die wie fast immer auch hierfür Verständnis hatte. Auf jeden Fall haben wir 4:2 gegen Großwechsungen gewonnen und damit unseren ärgsten Verfolger auf Distanz gebracht. Wir wollten alle in diesem Jahr aufsteigen, was uns leider aufgrund des schlechteren Torverhältnis nicht gelungen ist, was auch an dem 13:0 von Großwechsungen gegen Großfurra lag.

Ihre Frau hat ihnen immer den Rücken frei gehalten. War sie auch eine treibende Kraft, mit dem Spielen aufzuhören?
Nein, das war meine eigene Entscheidung. Sie hat mich sogar mehrfach gefragt, ob ich das ernst meine.

Warum haben Sie nie wirklich in der Ersten gespielt?
Ich habe vielleicht nicht so viel investiert wie andere. Klar wollte ich gerne Erste spielen. Aber wahrscheinlich haben mir ein paar Prozentpunkte an Ehrgeiz gefehlt. Und dann hatte ich in der Zweiten alles, meine Wohlfühlzone.

Wie geht es nun weiter?
Ich spiele noch bei den Alten Herren weiter. Ich kann nicht ganz aufhören mit Fußball. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann mal Trainer werde oder andere Aufgaben übernehmen werde. Alte Herren ist Schongang für mich, das geht zeitlich und da haben wir eine echt coole Truppe zusammen.

Grafik: (v.l.n.r.) Kaufmannswart und ehemaliger Mannschaftskollege Tobias Forner, Beirat und Sponsor Veit Lerdon, Präsident Matthias Springer, Jérome Nowak, Trainer Christoph Sauer und designierter Kapitän Nils Georg Lindner. Foto von Henning Most.
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