12.04.2021
30 Momente aus 30 Jahren - Teil 25: Rekordpokalsieger-Besieger
In 18 Tagen feiert der BSV Eintracht am 30. April seinen 30. Geburtstag. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, euch die 30 prägendsten Momente der Vereinsgeschichte in Form von Berichten, Statistiken, Interviews, Bildern und Videos zu präsentieren. Heute mit Teil 25 und dem sensationellen Pokalsieg gegen den FC Carl-Zeiss Jena am 3. September 2016.
Die Ausgangslage der 2. Runde im TFV-Pokal war klar. Der Titelverteidiger und wohl beste Thüringer Verein, der FC Carl Zeiss Jena, trat beim gerade abgestiegenen BSV Eintracht Sondershausen an. Die Gäste aus den Kernbergen spielten aktuell in der Regionalliga, welche sie am Ende als Meister in Richtung Liga 3 verließen. Die Eintracht musste sich in der ungewohnten Landesklasse zurechtfinden. In Zahlen ausgedrückt hieß es also 7. Liga empfängt 4. Liga.
Erstmalig gab es im Internet einen MDR Livestream vom Göldner.
Was dann geschah, ist einfach Sondershäuser Fußballgeschichte.
Die Gäste aus dem Paradies übernahmen sofort das Zepter und dominierten die Partie. Doch so sehr sie sich auch bemühten, selbst größte Chancen wurden kläglich vergeben oder das Aluminium stand im Weg.
Dann kam die 34. Minute, eine über sich hinauswachsende Eintracht brachte einen Angriff vor. Vom nimmermüden Andreas Kopf kam der Ball ausgerechnet zu Eric Nowak, dem ehemaligen Rot-Weißen. Sein sehenswerter Schuss links oben in den Winkel traf den FCC ins Mark. Niemand im Stadion ahnte oder glaubte, schon das Tor des Tages gesehen zu haben. Eintracht verteidigte mit allen Mittel und kamen sogar noch zu Kontern, während Jena alles gab, um die Partie noch zu gewinnen. Doch das Schönberg-Team brachte den Sieg über die Zeit und der Jubel der Eintracht- Anhänger kannte keine Grenzen! Die wohl größte Sensation nach dem Sieg gegen Dynamo war geschafft!
In Presse und Netz überschlugen sich die Schlagzeilen:
Sport-Bild: „Zimmermann tobt: Wir haben versagt“
Thüringer Allgemeine: „Jena blamiert sich“, „Sensation in Sondershausen“, „Sensationell - Jena am Boden in Sondershausen“, „Der größere Wille siegt”
Kyffhäuser Nachrichten: „Profis aus Jena blamieren sich”
Für den Thüringenpokal Rekordsieger FC Carl-Zeiss Jena (11 Titel aktuell) war dies die erste Niederlage zum Beginn einer Pokalsaison, dazu noch die Niederlage mit dem höchsten Klassenunterschied in der Geschichte des Wettbewerbes.
Wir fragten bei den Hauptprotagonisten nach fast 5 Jahren noch einmal nach.
Piet Schönberg (Trainer BSV Eintracht):
An was erinnerst du dich bei dem Pokalspiel gegen Jena sofort? Was war für dich die besondere Szene bzw. was sind deine Erinnerungen an den Pokalsieg?
Ich erinnere mich sofort an den Moment, als der Abpfiff ertönte. Ralf Weißenborn und ich schauten uns in die Augen und konnten es einfach nicht fassen. Auch weit nach dem Spiel waren wir noch fassungslos in der Kabine und konnten es nicht wahrhaben, dass an diesem Tag einfach „Alles“ gepasst hat.
Wie hast du die Jungs damals auf das Spiel "eingestellt“?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man aus Jenaer Sicht solch ein Pokalspiel als Profi schon vor Beginn abgehakt hat, trotz aller anderweitigen Meinungen. Vier Spielklassen Differenz zwischen Regionalliga und Landesklasse, dazu ist jeder einzelner Spieler jedem Sondershäuser technisch und konditionell überlegen – aber solch ein Spiel spielt man bekanntermaßen als Mannschaft.
Wenn wir die Jenaer früh unter Druck setzen und Nadelstiche setzen, werden auch sie Fehler machen, das ist menschlich. Natürlich gehört auch nötige Glück dazu, siehe die Pfostenschüsse von Jena. Außerdem muss einfach alles passen – dann ist es diese eine Spiel von 100 – wo alles möglich ist. Dieser Tag war an jenem 3. September 2016.
Lars Greschke (Torwart und Kapitän BSV Eintracht):
Wenn ich ehrlich sein darf, ich habe an dieses Spiel wirklich keine reale Erinnerung. Ich war bei diesem Spiel so im Tunnel und habe alles nur verschwommen wahrgenommen. Ich bin froh, dass es die Möglichkeit gibt, dies heute noch im Internet anzusehen. An diesem Tag war ich davon überzeugt das wir gewinnen werden. Unser Trainer Piet Schönberg hat es die Woche vorher geschafft, uns zu vermitteln, dass Jena auch nur Fußball spielt und wir gewinnen können. Als Kapitän kann ich mich noch dran erinnern, dass Piet Schönberg bei unseren gemeinsamen Gesprächen, davon völlig überzeugt war, dass wir gewinnen. Das hat mir im Nachgang echt imponiert. Ich habe damals die Dinge nur verschwommen wahrgenommen und war voll auf dieses Spiel fokussiert. Beim entscheidenden Tor weiß ich nur noch, dass ich den Ball auf Andreas Kopf geworfen habe. Danach war ich schon wieder mit der Organisation unserer Abwehr beschäftigt. Als das am Ende entscheidende Tor gefallen ist, war es surreal. Man konnte nie erwarten, dass dieses Tor zum Sieg reicht. Die Feier danach in der Kabine war legendär und spiegelt die DNA des BSV Eintracht Sonderschauen wieder. Der Erfolg der Mannschaft, egal wie, steht, über dem Erfolg des Einzelnen.
Kritisch: Eine Einstellung die ich in der heutigen Zeit vermisse.
Eric Nowak (Schütze des „Goldenen“ Tores):
Ja, so ein Spiel bleibt ewig im Gedächtnis und ich werde meinen Urenkeln wahrscheinlich noch davon erzählen. Natürlich war das einer der schönsten fußballerische Momente, die ich erleben durfte. Die Stimmung beim Spiel und die Eintracht, Eintracht Rufe von der Tribüne und natürlich den „Möchtegern Platzsturm“ der Jena-Fans sind mir noch in sehr guter Erinnerung.
Natürlich wird so ein Erlebnis wahrscheinlich nicht so schnell wieder passieren, wir waren bei diesem Spiel einfach eine absolute Einheit und jeder von uns ist in seinem Leben wahrscheinlich noch nie so viel gerannt wie an diesem Tag.