01.03.2021
30 Momente aus 30 Jahren - Teil 11: Marcel Švejdik - Internationale Klasse auf dem Göldner
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In 60 Tagen feiert der BSV Eintracht am 30. April seinen 30. Geburtstag. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, euch die 30 prägendsten Momente der Vereinsgeschichte in Form von Berichten, Statistiken, Interviews, Bildern und Videos zu präsentieren. Heute mit Teil 11 und dem Erstliga-Fußballer aus Tschechien - Marcel Švejdik.

Zur Saison 2001/02 ist es dem BSV Eintracht Sondershausen gelungen, mit dem 27-jährigen Tschechen Marcel Švejdík einen Spieler mit unglaublicher internationaler Erfahrung zu verpflichten. In seiner Vita standen u.a. mit dem AC Sparta Praha, FC Bohemians, FC Viktoria Plzeň in Tschechien, sowie mit dem MŠK Žilina in der Slowakei einige Spitzenvereine aus diesen Ländern. 140 Spiele in der ersten Liga Tschechiens, bzw. 9 Erstligaspiele in der Slowakei belegen die Qualität Marcel Švejdíks, dazu kamen noch vier U21 Länderspiele für Tschechien, in denen ihm ein Tor gegen die Slowakei gelang.

Rechtzeitig zum Start der zweiten Oberliga Saison 2001/02 erfolgte die Freigabe vom slowakischen Fußball-Verband. Die war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so sicher, da auch der ungarische Erstligist Budapest Honvéd FC ebenfalls Interesse an einer Verpflichtung zeigte und sich mit dem Berater bereits einig war. Doch am Ende entschied sich Marcel Švejdík für Sondershausen und konnte so am ersten Spieltag der Saison beim OFC Neugersdorf seinen Einstand für die Eintracht geben. Schnell zeigten sich seine Qualitäten. Technisch sehr beschlagen zeichnete er sich vor allem mit einer gewaltigen Schusskraft aus. Scherzhaft bezeichnete er sich selbst mehr als einen Eishockey-, als einen Fußballspieler. Man erzählte sich, dass Torhüter Daniel Menzel aus Angst um seine Finger sich weigerte, im Training seine Schüsse zu halten. Spätestens nach seinem ersten Tor (siehe Interview) war jedem, bewusst, warum er von Fans und Mitspielern als „der Bomber“ bezeichnet wurde. Mehrfach wurde ihm in der Presse unwahrscheinliche Kampfkraft bescheinigt („Er ließ keinen Grashalm unbeackert“) sowie galten seine Freistoßtore als „Typisch in Švejdík – Manier“). Kurzum war Marcel Švejdík ein Spieler, der charakterlich absolut in die Sondershäuser Truppe passte und dem Team einen enormen Qualitätssprung gab. Sein Mannschaftskapitän Ete Krug über ihn: „Marcel war ein Spieler mit einer sehr professionellen Einstellung und sehr kumpelhaft dazu. Über seine spielerischen Qualitäten brauchen wir gar nicht erst reden. Ein Riesenglück für uns, dass er sich nach Sondershausen verirrt hat.“

23 Tore sind so in 96 Pflichtspielen zusammengekommen, manche davon für Eintracht überlebenswichtig. Am 13. Oktober 2002 gelang ihm beim SV Anhalt Dessau innerhalb von 9 Minuten ein Hattrick! Bis heute ist es der schnellste Hattrick in 30 Jahren Vereinsgeschichte.

Drei Spielzeiten konnte Eintracht von seiner Klasse profitieren, das letzte Spiel der Saison 2003/04 bei Erfurt-Nord war nun auch endgültig der Abschied von der Eintracht.

Eine kuriose Episode gab es nach dem Klassenerhalt 2003: Als mal wieder das Geld knapp war auf dem Göldner, wechselte der „Bomber“ zum vermeintlichen Landesligaaufsteiger TSV Holzthaleben. Der der neue Trainer Steffen Kraus intervenierte: „Wir brauchen ihn unbedingt im Mittelfeld. Sonst haben wir schlechte Karten im Kampf um den Klassenerhalt.“ Die Vereinsführung sprach noch einmal mit einigen Sponsoren. Die machten die notwendigen Euros locker, um den berüchtigten Freistoßschützen wieder für Sondershausen zu verpflichten. Doch als er zum Termin seinen Reisepass abholen wollte, war seine Sachbearbeiterin schon im Urlaub. So verpasste er die ersten Spiele der neuen Saison.

Trotz größter Anstrengungen seitens der finanziell nie auf Rosen gebetteten Eintracht gelang es leider nicht, Švejdík für eine weitere Saison zu finanzieren und so wechselte er im Sommer 2004 noch einmal innerhalb Deutschlands und heuerte für eine Saison beim ewigen Rivalen FSV Wacker 90 Nordhausen in der Landesklasse an. 2005 kehrte er in die Heimat zurück und ließ dort seine Karriere ausklingen.

Grund genug für uns, ein kurzes Gespräch am Mobiltelefon mit dem „Bomber“ zu führen.

Marcel, du hast hochklassig in der ersten Liga in Tschechien und in der Slowakei gespielt. Wie kam es zum Wechsel nach Sondershausen?
Ein Sondershäuser Gastronom, mit dem ich schon länger befreundet war, lud mich nach Sondershausen ein und stellte mir seinen Lieblingsverein, den BSV Eintracht Sondershausen vor. Da der Verein für die anstehende Oberligasaison noch Verstärkung suchte, kam es zur Verpflichtung.

Welche Erinnerungen hast du an die Zeit in Sondershausen?
Am meisten gefiel mir, dass im Verein alles sehr persönlich war. Sofort habe ich mich wohlgefühlt und im Verein und im Umfeld viele Freundschaften geschlossen. Zu Beispiel mit Frank Tanne, Ete Krug und Tino Gerschewski war ich damals gut befreundet. Mein Lieblingsmitspieler war damals Daniel Rasch - ein Klasse Typ. Vor den vielen Fans auf der Tribüne zu spielen, war schon ein Erlebnis. In meinen Augen hatten wir damals eine sehr gute Mannschaft.

Was waren spielerische Highlights für dich in Sondershausen?
Besonders erinnere ich mich an eines meiner ersten Spiele für Eintracht. Gegen den FSV Zwickau wurde ich nach einer Verletzung gerade eingewechselt, als es einen Freistoß für uns gab. Aus 30 Metern versenkte ich den Ball im Tor. Das war ein gutes Gefühl. Dann erinnere ich mich noch sehr gut an ein Spiel gegen Energie Cottbus ll, die mit einigen Bundesligaprofis anreisten. In der 90. Minute konnte ich einen Elfmeter zum 1:0 verwandeln. Ich war glücklich, der Eintracht zum Sieg verholfen zu haben.

Hast du heute noch Kontakt zu früheren Mitspielern der Eintracht?
Leider war ich schon zwei Jahre nicht mehr in Deutschland. Durch die Corona-Situation ist gerade alles richtig schwierig. Kontakt habe ich regelmäßig mit meinem ehemaligen Coach Uli Kufs und seiner Frau, wir besuchen uns schon jahrelang regelmäßig.

Was machst du heute beruflich?
Einige Jahre habe ich mit Adidas zusammengearbeitet. Zudem bin ich Besitzer eines kleinen Supermarktes. Außerdem bin in bei der Firma GARNIM tätig, die Navigationsempfänger herstellt und arbeite dabei mit bekannten Sportlern zusammen.

Marcel, vielen Danke für das Gespräch!
Ich möchte noch viele Grüße an alle ehemaligen Mitspieler senden und hoffe auf ein baldiges Treffen auf dem sanierten Göldner!
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