23.02.2021
30 Momente aus 30 Jahren - Teil 9: Landesmeister in der Thüringenliga 1999/2000
In 66 Tagen feiert der BSV Eintracht am 30. April seinen 30. Geburtstag. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, euch die 30 prägendsten Momente der Vereinsgeschichte in Form von Berichten, Statistiken, Interviews, Bildern und Videos zu präsentieren. Heute mit Teil 9 zum Landesmeistertitel in der Thüringenliga 1999/2000 sowie Christian „Ete“ Krug, der die dritte Torjägerkanone auf den Göldner holte.
In die neue Serie 1999/2000 startete der BSV Eintracht nur mit wenigen Änderungen. Zunächst hatte nur noch Burkhard Venth das Sagen auf der Bank und der bereits im Vorjahr aus Nordhausen gekommene Christian „Ete“ Krug war nun endlich frei von Verletzungen und avancierte zum Stammspieler und Goalgetter. Der BSV Eintracht startete gut in die Saison und holte aus den ersten sechs Spielen mit vier Siegen und zwei Remis immerhin 20 Punkte. Einziger Wehrmutstropfen war das Ausscheiden im Oktober in der zweiten Runde des TFV Pokals gegen Altenburg. Danach gab es eine erneute Phase mit wechselndem Erfolg mit zwei Siegen und zwei Remis. Am 12. Spieltag platzte dann endgültig der Knoten und der Verein feierte ausgerechnet gegen Altenburg mit 7:0 den bis dahin höchsten Sieg in der Landesliga und eroberte die Tabellenführung zurück. Eine Woche später in Schmalkalden gab es dann mit 8:1 sogar noch eine Steigerung und das in einem Auswärtsspiel.
Ab da hatte der Verein einfach einen Lauf! Die Tabellenführung wurde nicht mehr abgegeben.
In der Rückrunde gab es dann acht Siege am Stück. Zählt man die vier Siege der letzten Spiele der Hinrunde dazu, dann holte der BSV Eintracht 12 Siege hintereinander – eine bis dahin wohl einmalige Serie in dieser Liga. Am 16. April 2000 konnte man den bis dahin an zweiter Stelle liegenden FC Carl Zeiss Jena II mit 4:2 bezwingen. 850 Zuschauer bejubelten diesen Erfolg – neuer Zuschauerrekord für den BSV in der Thüringenliga!
Bereits wenige Tage später am 24. April 2000 – Ostermontag - kam es im Nachholspiel gegen Kali Werra Tiefenort zum Showdown um die Meisterschaft – es waren da noch sieben Spieltage zu absolvieren und unser Verein hatte vor dem Spiel 17 Punkte Vorsprung. Erneut pilgerten über 800 Zuschauer auf den Göldner. Marcel Kloth, Matthias Nelde und Ete Krug schossen den grandiosen 3:0 Erfolg heraus und der Göldner bebte. Die Landesmeisterschaft war perfekt! Der BSV Eintracht war in die NOFV Oberliga Süd aufgestiegen!
Die Bilanz dieser Saison war grandios – Staffelsieger und Meister mit 68 Punkten, Torverhältnis 75:22. Saisonübergreifend hatte der Verein in 41 Punktspielen am Stück nicht verloren! Christian Krug wurde mit 20 Treffern Torschützenkönig der Landesliga. Danach folgten in der Torschützenliste Sven Baumann mit 10 Treffern, Maik Franz mit 9 und Axel Duft mit 8 Treffern. Nur 22 Gegentreffer stellten ebenfalls den Bestwert aller Vereine dar. Der Zuschauerschnitt verdoppelte sich fast und lag bei 479 (!) zahlenden Besuchern.
All dies war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was nun folgen würde!
Zu dieser denkwürdigen Saison führten wir mit dem Torschützenkönig Christian „Ete“ Krug ein umfangreiches Gespräch:
Zum Saisonende 1999/2000 stand am Ende der Meistertitel. Wie verlief in deinen die Saison für die Eintracht?
Wir haben in der Saison 1999/2000 den Schwung aus der Rückrunde der Vorsaison (in der wir ja fast noch aufgestiegen wären) mitnehmen können und wurden unserer Rolle als einer der Meisterschaftsfavoriten von Anfang an gerecht. Wir waren m.E. in dieser Saison spielerisch, taktisch und körperlich das Maß der Dinge. Der frühzeitige und souveräne Gewinn der Meisterschaft spiegelten das auch tabellarisch wieder. Ungeachtet dessen, waren wir auch das Team mit den wenigsten Gegentreffern und den meisten erzielten Toren. Neben den Siegen gegen die zweiten Mannschaften der Regionalligavertreter aus Erfurt und Jena bleiben bei mir besonders der Sieg im Saisoneröffnungsspiel in Leinefelde sowie der Auswärtssieg in Rudisleben in guter Erinnerung. Bei Letzteren gingen wir durch Matthias Nelde in der 90 Minute 2:1 in Führung und Daniel Menzel hielt in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter. Danach war glaube auch den letzten von uns klar, dass wir am Ende der Saison ganz oben stehen können.
Für viele Fans war es trotz des jungen Kaders das beste Team in 30 Jahren. Was machte Euch so stark?
Der damalige Erfolg ist m.E. den positiven Umstand geschuldet, dass die Vereinsführung Ende der 90-er Jahre den Mut hatte, einen gravierenden Altersumbruch hinsichtlich der ersten Mannschaft einzuleiten und zukünftig mehr auf die eigenen Nachwuchstalente setzen wollte. Zu dieser Zeit brachte die Nachwuchsabteilung in mehreren aufeinanderfolgenden Nachwuchsjahrgängen gut ausgebildete und willige Spieler hervor, die bereit waren alles für Ihren Verein zu geben. Diese Eigengewächse bildeten die Grundlage für die Erfolge des Vereins in den darauffolgenden Jahren. Neben der eigenen Stärke aus dem Nachwuchs ist es den Verantwortlichen aber damals auch immer wieder gelungen, einige junge talentierte Spieler nach Sondershausen zu lotsen, die sich schnell und unkompliziert in das Mannschaftsgefüge integriert haben. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die damalige gute Nachwuchsarbeit, die Kameradschaft untereinander, die Zuverlässigkeit der Spieler und die Treue dem Verein gegenüber die Stärke dieser Spielergeneration geprägt hat. Ungeachtet dessen war ja auch bekannt und für viele ersichtlich, dass wir nicht nur auf dem Fußballplatz ein eingespieltes Team waren ;)
Torschützenkönig, Meister, Aufsteiger- für dich lief die Saison glänzend. Wie ordnest du diese Erfolge in deine Karriere ein?
Nachdem ich verletzungsbedingt meine höherklassigen Ambitionen in Nordhausen bereits aufgegeben hatte und mein Hauptaugenmerk auf mein Ingenieurstudium in Erfurt gelegt hatte, bekam ich im Sommer 1998 einen Anruf von Michael Weise, ob wir uns nicht mal treffen wollen. Da ich einen Großteil der Mannschaft (insbesondere die 77-er und 78-er Jahrgänge) bereits aus meiner Nachwuchszeit bei Nordhausen und Jena kannte, brauchte er bei einem Mittagessen nur wenige Überredungskünste, um mich von einem Wechsel zum BSV zu überzeugen. Die erste Saison (1998/99) verlief für mich aus sportlicher Sicht noch sehr durchwachsen, trotzdem machte es Spaß mit dieser jungen Mannschaft und ich habe meine damalige Entscheidung auf den Göldner zu wechseln bis heute nie bereut. Die Saison 1999/2000 war natürlich rückblickend mit Meistertitel, Aufstieg und Torschützenkönig eine ganz besondere Zeit in meinem Fußballerleben, an deren Anekdoten wir uns heute im Rahmen von Geburtstagen gern zurückerinnern. Sportlich gesehen, war natürlich die Oberligasaison 2000/01 meine persönlich beste Spielzeit auf dem Göldner.
Wie waren eure Erwartungen für die bevorstehende Oberliga Saison?
Wir hatten vor den Mannschaften und den Aufgaben, die in der Oberliga auf uns warteten, schon enormen Respekt. Der Gedanke, dass wir sang - und klanglos wieder absteigen, war nach dem Aufstieg schon allgegenwärtiges Thema in Kabine. Demzufolge hatten wir keine hohen Erwartungen und wussten, dass wir den Klassenerhalt oder die eine oder andere Überraschung nur mit Einsatz und taktischer Disziplin erreichen konnten. Natürlich hofften wir auch, dass das Interesse am BSV durch die namhaften Mannschaften in der Oberliga weiter zunimmt und eine größere Zuschaueranzahl uns gerade bei Heimspielen zusätzlich unterstützen und motivieren würde. Dies war ja dann vor allem in den ersten beiden Oberligaspielzeiten der Fall.