30.09.2020
Presseschau - Interview mit Ilona Mechtold und Mathias Surup
Am heutigen Mittwoch veröffentlichte die Thüringer Allgemeinen Zeitung im Interview der Woche ein Gespräch von Dirk Pille mit unserer langjährigen Physiotherapeutin Ilona Mechtold und Mannschaftsarzt Mathias Surup.
Er titelte dazu: „Bonbons aus dem Wunderkoffer“
Kleine Becher mit Vitaminen und Magnesium stehen vor jedem Spiel bereit. Es gibt Salben auf die Kicker-Muskeln von Physiotherapeutin Ilona Mechtold. Mannschaftsarzt Mathias Surup berät den einen oder anderen Spieler nochmal in orthopädischen Fragen. Die gesundheitliche Betreuung liegt bei Fußball-Verbandsligist Eintracht Sondershausen seit Jahren in guten Händen. Wir sprachen mit dem Duo über ihre ehrenamtliche Arbeit im Sportverein und erfuhren nebenbei ein paar Geheimnisse.
Wie lange sind Sie schon für die Eintracht medizinisch aktiv?
Mechtold: Nächstes Jahr im Mai werden es nun schon 20 Jahre, dass ich mit dem Koffer auf den Platz renne. Begonnen habe ich mit meinem langjährigen Chef Reiner Dorl zunächst als Urlaubsvertretung. Nach dem Oberliga-Abstieg 2005 bin ich allein verantwortlich.
Surup: Ich kam über meinen Neffen und Eintracht-Spieler Marcus Brunner zum Verein. Dann kamen die ersten Fußballer zu mir und ich habe dem Verein eine Zusammenarbeit angeboten. Für mich als Orthopäde erweitern Sportverletzungen die Bandbreite meiner Arbeit und es ist auch ein jüngeres Publikum (lacht). Ich betreue auch die Handballer und einen 70 Jahre alten Fechter. Ich kümmere mich bei der Eintracht mich um Muskeln, Sehnen und Knochen. Mein Kollege Hartmut Skirl, der auch mal bei Carl Zeiss Jena Arzt war, steht als Internist für innere Fragen der Fußballer bereit.
Haben Sie selbst mal Sport gemacht und verstehen Sie etwas von Fußball?
Surup: Ich wurde immer als Letzter gewählt, wenn in der Schule gespielt wurde. Ich war eher der Leichtathlet. Früher habe ich nie Fußball geguckt. Aber inzwischen besitze ich so etwas wie ein Grundverständnis dafür.
Mechtold: So geht es mir auch. Ich war wirklich nicht talentiert für den Sport. Mittlerweile kann ich aber schon beurteilen, warum der Trainer sauer oder zufrieden mit dem Spiel war.
Die Zahl der Verletzungen nimmt gegenüber früher gefühlt zu. Sind Spieler heute einfach weicher?
Mechtold: Ich glaube ja. Man kannte zwar auch früher seine Pappenheimer, aber bei unserem Co-Trainer Riccardo Nieke musste ich in seiner aktiven Zeit, glaube ich, nur einmal zur Behandlung auf den Platz. Da war das Kreuzband durch.
Surup: Als Amateur kannst du natürlich nicht so viel trainieren, wie ein Profi. Dadurch kommt es viel schneller zu Überlastungen und damit zu Verletzungen. Unsere Spieler müssen ja schon auf der Arbeit Vollgas geben.
Was sind die häufigsten Verletzungen?
Surup: Da hat sich in den Jahren nicht so viel verändert. Sprunggelenk, Knie, Bänder und Muskeln sind am meisten betroffen.
Was waren die schwersten Unglücke auf dem Platz in ihrer Laufbahn?
Mechtold: In Zwickau hatte mal ein Spieler der Gastgeber die Zunge verschluckt, da mussten wir ganz schnell mithelfen. Gegen Schweina mussten wir sogar auf dem Platz Narkose geben, so schmerzhaft war die Knieverletzung eines Gästespielers. Da kam der Rettungshubschrauber.
Was für Geheimnisse birgt eigentlich Ilonas Wunderkoffer?
Mechtold: Es ist zum einen ein Erste-Hilfe-Koffer. Das obligatorische Eisspray, wärmende Salbe, wenn es draußen kälter ist. Dazu Schuhanzieher, Nagelschere, Nasenspray, auch Sonnenmilch. Manche Spieler möchten Traubenzucker, ein Kaugummi oder Bonbons. Trainer Axel Duft will immer die „Nimm Zwei“. Das sind schon Rituale.
Gibt es Spieler mit besonderem Heilfleisch?
Surup: So etwas gibt es nicht. Die Verletzungen dauern so lang, wie sie dauern. Profis können mit teureren Maßnahmen den Verlauf vielleicht etwas beschleunigen. Ich biete auch Eigenbluttherapie, das ist übrigens kein Doping – oder Stoßwellen an, die helfen können. Sonst muss man eben fleißig bei der Physiotherapie und den Übungen sein.
Wie arbeiten Arzt, Physiotherapeutin und Trainer zusammen?
Surup: Die Hauptarbeit macht Ilona. Ich bin ja nicht so oft bei den Spielen dabei. Sie erkennt Probleme früh und die Trainer nehmen unsere Empfehlungen dankbar auf.
Fragen die Spieler häufig nach Schmerztabletten?
Surup: Nicht so oft wie in der Bundesliga. Wir geben nicht jedem Spieler gleich Tabletten.
Mechtold: Oft reicht auch eine halbe 800er-Ibu.
Wo landet die Eintracht am Ende der Saison?
Mechtold: Ich hoffe, wir halten die Klasse. Einen Abstieg habe ich zweimal erlebt. Das muss ich nicht nochmal haben.
Surup: Ich glaube, wir können es schaffen. So weit ich es beurteilen kann, herrscht zwischen Spielern und Trainern derzeit prima Teamgeist. Das ist eine gute Basis.
Grafik: Physiotherapeutin Ilona Mechtold und Mannschaftsarzt Mathias Surup beim letzten Heimspiel gegen Bad Langensalza von Henning Most.