14.05.2020
Interview der TA mit Enrico Leifheit
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Sportreporter Sebastian Fernschild von der Thüringer Allgemeine sprach mit Enrico Leifheit über seine Zeit beim BSV Eintracht: „Ich habe meine Aufgabe erfüllt“

Enrico Leifheit spricht über seinen Rauswurf bei Fußball-Verbandsligist Eintracht Sondershausen

Sportlich gesehen ist er nun arbeitslos. Der aus Bleicherode stammende Enrico Leifheit wurde am Wochenende beim Thüringenligisten Eintracht Sondershausen von seinen Aufgaben entbunden. Wir sprachen mit dem 47-jährigen Berufssoldat, der in Sondershausen für die Organisation und Planung zuständig ist.

Sind Sie enttäuscht, sauer oder traurig?

Sauer bin ich auf keinen Fall. Es war eine ehrenvolle Aufgabe hier in Sondershausen gewesen zu sein. Die drei Jahre haben mich mit Leben erfüllt und ich selbst habe sehr viel dazugelernt. Wir sind immer vernünftig und ich denke auch ehrlich miteinander umgegangen, das habe ich sehr geschätzt hier in Sondershausen.

Waren Sie überrascht?

Ja, das kann man schon so sagen. Ich hatte nicht damit gerechnet als ich den Termin bei Matthias Springer hatte.Ich dachte zunächst, dass wir über die kommende Vorbereitung sprechen wollen. Als dann aber noch weitere Personen vom Vorstand dabei, war mir recht schnell klar, wohin die Reise geht und dass sie nicht sonderlich gut für mich endet. Aber wie alles im Verein lief auch die Kündigung sehr professionell ab. An meiner Person und an meiner Arbeit wurde nicht im Geringsten herum kritisiert, es ging rein und die sportliche Ausrichtung des Vereins. Dann wusste ich, dass drei schöne Jahre in Sondershausen vorbei sind.

Da verspürt man doch so etwas wie Wehmut...

Als ich nach der Verkündung nach Hause gefahren bin, wurde mir so einiges bewusst. Dass die Erinnerungen schon an einen nagen. Die Fans, das Stadion, die Führung des Vereins, das war schon was besonderes.

Können Sie die Entscheidung des Vereins verstehen?

Ja, das kann ich schon. Mir war bewusst, dass es hier und da Abnutzungserscheinungen und festgefahrene Dinge gab. Der ein oder andere Spieler hat sich mit Sicherheit auch andere, neue Impulse gewünscht. Auch war es vielleicht so, dass die Ausrichtung und das Erreichen von Zielen bei Einigen mittlerweile eine andere war als von mir vorgelebt. Wir waren alle nicht zufrieden und wollten was verändern. Das eine ist Enrico Leifheit und das andere der Trainerposten. Matthias Springer hat nur im Sinne des Vereins gehandelt, das hätte ich nicht anders getan und so kann man alles nachvollziehen.

Waren Sie mit sich selbst und ihrer Traineraufgabe zufrieden?

Als ich 2017 die Chance bekam die Aufgabe zu übernehmen, habe ich mich sehr gefreut und war voller Erwartungen. Diese haben sich über den gesamten Zeitraum auch erfüllt und ich lernte schnell die große Tradition des Vereins kennen. Rückblickend war es eine sehr erfolgreiche Zeit in der ich sehr viele Erfahrungen machen durfte. Mit dem Aufstieg und der Platzierung in dem Jahr darauf habe ich auf jeden Fall viele bleibende Eindrücke mitgenommen. Es war für mich die bisher höchste Liga, in der ich trainieren durfte und vorher habe ich zu mir selbst gesagt, dass ich das schaffen kann und ich denke das habe ich auch. Wenn ich nach einem halben Jahr wieder hätte gehen müssen, wäre es ein persönliches Scheitern gewesen, aber so war die Entlassung ja nicht nach einer Niederlage und nach drei Jahren.

Und nun? Steht das Telefon nicht mehr still mit neuen Anfragen?

Ach quatsch. Das nun auch nicht. Zunächst stand das Telefon nicht still als die Nachricht die Runde machte. Aber eine Anfrage habe ich noch nicht bekommen, das ist auch völlig normal in der derzeitigen Situation. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen. Ich möchte gerne wieder einen Trainerposten übernehmen. Ich fühle mich nicht leer oder ausgebrannt deshalb kann ich mir gut vorstellen, wenn ein interessanter Verein, mit konkreten Zielen und Vorstellungen nachfragt, dass ich mich dann gern wieder einbringen würde. Aber nochmal zur Eintracht. Ich möchte mich, das ist nicht nur so dahin gesagt, bei allen, die mich unterstützt und beraten haben, recht herzlich bedanken insbesondere bei denen, die im Hintergrund arbeiten und das ganze immer am Laufen halten. Mein besonderer Dank geht an die Fans, die immer für gute Stimmung von der Tribüne und bei Auswärtsspielen gesorgt haben, es war immer ein besonderer Moment nach dem Spiel zu euch in die Kurve zu gehen.

Quelle: Sebastian Fernschild, Thüringer Allgemeine vom 14.05.2020
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