28.08.2019
Es hat nie aufgehört zu jucken
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Im Interview der Woche sprach Sebastian Fernschild von der Thüringer Allgemeinen Zeitung mit dem Sondershäuser "Torgespenst" Sebastian Caspar über die Rückkehr auf die Fußball-Bühne nach über 2 Jahren:

Bei der Bekanntgabe der Aufstellung beim Heimspiel von Eintracht Sondershausen auf dem Göldner gegen Schott Jena gab es bei einem Namen besonders viel Applaus – Sebastian Caspar ist zurück auf Sondershausens Fußballbühne. Nach einer endlos scheinenden Leidenszeit von 735 Tagen kehrte der inzwischen 39-Jährige auf den Platz zurück, dabei hatten nicht Wenige mit dem Karriereende aufgrund der komplizierten Achillessehnenverletzung gerechnet. Doch mit unbändigem Ehrgeiz kämpfte sich der bescheidene Stürmer wieder zurück und stand fast die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Sein 20 Jahre jüngerer Sturmkollege Finn Hornschu konnte sich da sicher keinen besseren Anschauungsunterricht wünschen. Dass Caspar weit über die Grenzen Sondershausens hinaus bekannt ist, liegt zum einen daran, dass er in der fast dreißigjährigen Historie der Thüringenliga den Titel des Rekordtorschützen inne hat, zum anderen schaffte er es, viermal den Titel des Torschützenkönigs dieser Liga zu gewinnen (2007, 2008, 2010, 2012). In Zahlen ausgedrückt lief er in 440 Spielen für die Eintracht auf und erzielte dabei unglaubliche 312 Tore. Der von seinen Fans bewundernd „Torgespenst“ getaufte Caspar forcierte 2001 selber seinen Wechsel vom FC Carl Zeiss Jena nach Sondershausen und lief am 4. August 2002 gegen den FC Magdeburg das erste Mal auf und erzielte gleich im nächsten Spiel beim FV Dresden-Nord sein erstes Tor. Was danach folgte, ist längst Sondershäuser Fußballgeschichte. Sein letztes Spiel war am 19. August 2017 bei Erfurt Nord. Bleibt zu hoffen, dass für Sebastian Caspar, der seinen Lebensmittelpunkt längst in Sondershausen gefunden hat und mit voller Leidenschaft die Karriere seines Sohnes Lukas im Verein begleitet, noch recht viele Spiele ohne Verletzungen hinzukommen.

Mal Hand auf´s Herz: Wie sehr tut der Körper weh nach dem Spiel am Samstag?
Naja, also Muskelkater hatte ich schon. Dadurch, dass ich noch nicht so lange im Training bin, merkt man das natürlich. Aber ich fühle mich gut.

Wie zufrieden waren Sie denn mit ihrem Auftritt gegen Schott Jena?
Läuferisch war das schon recht gut. Eine durchschnittliche Leistung würde ich mal sagen. Spielerisch ist noch Luft nach oben, das habe ich selber gemerkt. Aber ich kann nach so langer Pause zufrieden sein.

Wie haben Sie sich gefühlt, als es Samstag 15 Uhr losging?
Es war ein schönes, ein gutes Gefühl. Und ein wenig aufgeregt war ich auch. Es hat sich richtig angefühlt.

Wie lange stehen Sie denn mittlerweile wieder im Training?
Direkt mit Fußball seit ungefähr zwei Wochen. Aber ich hab mit natürlich läuferisch schon länger fit gehalten. Nur eben mit dem Ball ist es noch recht frisch.

Sie sind nun 39 Jahre alt. Haben Sie in der jüngsten Vergangenheit nach der Verletzung an der Achillessehne ans Aufhören gedacht?
Nicht wirklich. Ich fühle mich noch nicht zu alt zum Fußballspielen. Es hat nie aufgehört zu jucken. Wenn ich einen Fußballplatz sehe, will ich auch gerne spielen. Und dadurch, dass mein Sohn auch hier im Verein spielt, stand es nie zur Debatte aufzuhören. Außer eine schwere Verletzung oder ähnliches zwingt mich dazu. Aber ansonsten möchte ich noch lange spielen.

Dementsprechend möchten Sie ihre Erfahrung an die teils sehr junge Mannschaft weitergeben?
Ja genau. Ich versuche den jungen Spielern Tipps zu geben. Ab und zu werde ich auch um Rat gefragt, das freut mich sehr. Es gibt aber auch immer wieder junge Kerle, die deinen Rat nicht annehmen und denken, dass sie schon alles können. Dennoch bin ich sehr zuversichtlich, was das angeht. Und man merkt den Jungs ihre Spielverständnis an. Da haben die Trainer in der Jugend sehr gut Arbeit geleistet.

Was ist mit der Eintracht in dieser Saison möglich?
Das ist recht schwer zu sagen. Durch den Umbruch, den die Mannschaft gerade vollzieht wird es schwer. Ich schätze, dass wir uns im Mittelfeld einpendeln werden.

Waren Sie überrascht, dass es gleich mit der Startelf los ging?
Ja schon irgendwie. Damit hatte zunächst nicht gerechnet. Aber es hat mich natürlich sehr gefreut. Ob es in der Zukunft auch so sein wird, kann ich nicht sagen. Ich werde auf jeden Fall im Training alles geben, damit ich einen Stammplatz bekomme und der Mannschaft helfen kann.­

Grafik: Foto von Sebastian bei der Rückkehr gegen Schott Jena von Jens Ortschig
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