12.07.2019
Nachgereicht - Interview mit Marco Tetzel
Für das 463. Programmheft unserer Eintracht gegen den 1.SC Heiligenstadt führte Lukas Stark ein Interview mit unserem derzeitigem Jugendwart Marco Tetzel und sprach über die Nachwuchsarbeit im Verein.
Hallo Marco, heute wollen wir mal einen Blick auf die Nachwuchsarbeit in unserem Verein werfen. Über die Männermannschaften liest man ja meist recht viel und weiß, wer wo steht usw. Wie sieht es aber im Bereich der Jugend aus? Kannst du uns mal einen groben Überblick geben, wie viel Jugendmannschaften wir haben und in welcher Liga die jeweiligen Teams spielen?
Aktuell haben wir elf Nachwuchs-mannschaften mit etwa 180 aktiven Spielern in unserem Verein. Davon spielen 2 Mannschaften (A1 und D1) in der Verbandsliga Thüringen, alle anderen Mannschaften in der Kreisoberliga oder Kreisliga. Unsere jüngsten Kicker, die G-Junioren im Alter von 5 bis 6 Jahren, treten in der Fair Play Liga an und das bereits sehr erfolgreich. Sie konnten in der laufenden Spielzeit 6 Turniersiege erringen.
Ohne die Leistung anderer Mannschaften klein reden zu wollen, so sind aber ganz sicher unsere A1 Junioren besonders hervor zu heben. Auch wenn die Trainer gerne den 2.Platz in der Verbandsliga sichern wollten, es im „Endspiel“ dann aber leider nur zum dritten Platz reichte, so hat man als Aufsteiger eine hervorragende Saison gespielt auf die wir alle mächtig stolz sind!
Bereits vor Ende der regulären Spielzeit, stellen wir mit den C-Junioren und den D2-Junioren schon 2 Staffelsieger im Kreis. Auch bei den E- und F-Junioren wird noch um Punkte gefightet. Zwei Mannschaften unseres Vereins stehen auch hier an der Tabellenspitze.
Es ist sicher auch sehr schwierig, Jahr für Jahr ausreichend Trainer und Übungsleiter zu motivieren, oder?
Jein…Als ich die Aufgabe als Jugendwart übernommen habe, gab es bereits ein großen Stamm an Trainern, welche Ihren Mannschaften bereits seit Jahren verbunden waren uns bis heute sind. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass auf unsere Trainer verlass ist. Das macht mich persönlich stolz und meine Arbeit natürlich wesentlich einfacher.
Aber...Ich hätte nicht gedacht das es so schwer ist, neue Trainer, Co-Trainer oder Betreuer zu gewinnen. Im Bereich unserer B-Junioren haben wir hier seit einigen Jahren eine große Baustelle.
Zwar gehen immer wieder aktive Spieler in den Ruhestand, jedoch ist es nahezu unmöglich, dort jemanden für eine Aufgabe als Trainer zu gewinnen. Die Gründe sind vielseitig und teilweise auch nachvollziehbar (vor allem zeitliche Aspekte, Arbeit, Familie).
Wer das Interview mit Sebastian Caspar gelesen hat, versteht aber auch, wa-rum es so wichtig wäre, gestandene Fußballer mit Erfahrung in unser Nachwuchstraining integrieren zu können. Diese unbezahlbaren Erfahrungen kann man einfach nicht in Fortbildungen erlernen.
Auch allgemein das logistische Drumherum ist sicher teilweise eine Heidenarbeit, oder? Wie viel Fußballplätze stehen unseren Jugendteams zur Verfügung? Gibt es hier manchmal Engpässe?
Das stimmt schon. Bei elf Nachwuchsteams gibt es eigentlich ständig etwas zu tun. Dank dem Engagement der Trainer und Eltern ist der größte Posten, nämlich die Auswärtsfahrten zu organisieren, schon sehr gut abgedeckt. In den älteren Jahrgängen kommen - leider - immer weniger Eltern zu den Spielen, so dass wir hier auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen sind um die Spieler am Wochenende z.B. mit Kleinbussen zu den Auswärtsspielen bringen zu können. Darum kümmert sich dann unsere Geschäftsstelle.
Die Sportplätze sind auch wieder ein ganz eigenes Thema wenn man versucht, den elf Nachwuchsteams (Davon 3-4 Großfeldmannschaften) jede Woche mindestens 2-3 Trainingszeiten zu ermöglichen, zusätzlich zum Spielbetrieb. Hierüber gibt es eine enge Abstimmung mit Thomas Rießland von der Stadtverwaltung und Mario Meng, der mit seinen Kollegen ständig unterwegs ist, um die Plätze auf Vordermann zu bringen. Gerade von auswärtigen Mannschaften und deren Anhängern erhalten wir zu manchem Platz kritische Äußerungen, jedoch sollte man hier einmal alle Umstände beachten. Zwar ist man die „Kreisstadt Sondershausen“, aber wir als BSV Eintracht Sondershausen sind auch nicht der einzige Vereine der Stadt.
Ab wie viel Jahren kann man eigentlich anfangen? Gibt es besondere Voraussetzungen?
Wie eingangs erwähnt, sind unsere G-Junioren der jüngste Jahrgang unserer Eintracht. In dieser Saison waren das Kinder der Jahrgänge 2012 und 2013. Ab einem Alter von fünf Jahre können die Kinder bei uns mit dem Training beginnen. Eigentlich gibt es am Anfang auch nur eine Voraussetzung, Spaß am runden Leder.
Kinder die gerne mit ihren Freunden Fußball spielen, abends von der Bolze weggeschleift werden müssen oder zu Hause schon genügend Blumentöpfe umgeschossen haben, sollten unbedingt zu einem Schnuppertraining vorbei kommen. Wir bieten jedem interessierten Kind an, zuerst ein paar der Übungseinheiten zu besuchen um festzustellen, ob dieser Teamsport etwas für einen ist.
Die Einladung zum Schnuppertraining gilt natürlich für alle Altersklassen.
Wie stark ist eigentlich die Konkurrenz? In der Region? Überregional? Im Rahmen von „Football Leaks“ kam da ja einiges zu Tage. Gibts solche Pro-bleme, Abwerbeversuche oder was auch immer bei uns in der „Provinz“ auch?
Generell betrachten wir alle Mannschaften in unserem Kreis als Konkurrenz. Hier wird teilweise sehr gute Nachwuchsarbeit geleistet. In allen Altersklassen gibt es Jahrgänge, die besonders stark sind und unseren Mannschaften alles abverlangen. Ich denke jeder Trainer hat da seine „Lieblingsmannschaften“. Die Entscheidung des NTKFA, eine leistungsorientierte Kreisoberliga zu implementieren, war genau richtig. Alle Mannschaften spielen nach der Quali auf Ihrem Niveau. Ein 12:0 am Wochenende bringt weder dem Sieger noch dem Verlierer etwas in der Entwicklung der Spieler.
Abwerbung von Spielern ist natürlich auch immer ein Thema. Sicher nicht in Dimensionen wie bei „Football Leaks“ geschildert, jedoch ist klar, wer in Tabellen und Torschützenlisten ganz vorne steht, der weckt Begehrlichkeiten anderer Vereine, vor allem in älteren Jahrgängen bei den NLZ (Nachwuchsleistungszentren, Anm. d. Red.) und „großen“ Vereinen. Daher muss es unser Ziel sein, durch Schaffung besserer Bedingungen, mit erfahrenen Trainern an der Spitze der Mannschaften und dem Spielbetrieb in den höchsten Spielklassen des Kreises und im Landesspielbetrieb, die Argumente für einen Wechsel zu nehmen.
Natürlich schauen wir selbst auch über unseren „Tellerrand“ hinaus und haben den einen oder anderen Verein in der Vergangenheit angesprochen, für viele sind wir aber ein rotes Tuch. Das mag in Unstimmigkeiten oder Vorfällen der Vergangenheit begründet liegen, auf der anderen Seite aber auch in „Verlustängsten“ nach dem Motto: „Ihr wollt ja nur unsere Spieler abwerben und unsere Nachwuchsarbeit zerstören“. Ich versuche dann dem Gesprächspartner zu vermitteln, dass es ein Fehler wäre, wenn man einem jungen Talent die Möglichkeit verwehrt, in einer höherklassigen Mannschaft Erfahrungen zu sammeln.
Persönlich bist du jetzt seit zwei Jahren im Vorstand und dort für die Nach-wuchsarbeit zuständig. Hast du es bereut, dass du dich für ein solches Amt zur Verfügung gestellt hast? Ich kann mir gut stellen, dass Frauen und Kinder daheim wenig begeistert sind, wenn andauernd das Eintracht-Telefon klingelt, oder? Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für so etwas?
Ich muss gestehen, dass ich den zeitlichen Aufwand insgesamt etwas unterschätzt habe, zumal ich nebenbei noch selbst eine Mannschaft trainiere und mit dieser am Wochenende Punktspiele bestreite. Meine beiden Kinder spiel-en dann auch noch in zwei Mannschaften des BSV. Ich bin also doch recht gut ausgelastet. Ich habe gefühlt 100 WhatsApp Gruppen auf dem Handy, welche in Bezug zum BSV Eintracht Sondershausen stehen. Ich kann sagen, dass meine Frau da schon das ein oder andere mal genervt ist.
Ich würde es wohl in dieser Konstellation (also als Trainer und Vereinsverantwortlicher) nicht noch einmal machen. Ich denke, dass die Aufgabe des Jugendwartes, bei der Größe der Nachwuchsabteilung, mittelfristig auf mindestens zwei Verantwortliche aufgeteilt werden müsste damit wir noch näher an den Mannschaften sein können. Eigentlich hätten es alle verdient, dass der Jugendwart regelmäßig beim Training und auch beim Spiel vorbei schaut, mehr geht aber im Moment einfach nicht.
Wenn du drei Wünsche frei hättest… (In Bezug auf Eintracht) Was würdest du dir wünschen? Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Erstens: Dass all unsere Spieler und Spielerinnen Gesund und von Verletzungen verschont bleiben.
Zweitens: Mehr Helfer*innen und erfahrene Trainer*innen für unsere Mannschaften und das Umfeld.
Drittens: weiterhin die Aufmerksamkeit und die Unterstützung unserer Sponsoren und Förderer für unseren Nachwuchs. Ohne Sie gäbe es keinen Nachwuchs und damit auch keinen Jugendwart.
Verbesserungsbedarf gibt es vor allem bei unseren Trainingsbedingungen (Plätze, Hallen etc.). Wie oben aber schon erwähnt, sind wir nicht die einzigen Vereine der Stadt.
Wir danken dir für die intensiven Einblicke in die Jugendarbeit unseres Ver-eins und wünschen dir persönlich als auch allen Jugendteams alles Gute für die Zukunft.