05.06.2019
Interview der Thüringer Allgemeine mit Matthias Springer vom 05.06.2019
In der gestrigen Ausgabe der Thüringer Allgemeine titelte das Blatt wie folgt:
Es kam ziemlich plötzlich und dementsprechend überraschend. Die zweite Mannschaft von Eintracht Sondershausen zieht sich aus der Landesklasse zurück und steigt freiwillig ab. Das war so im Laufe der Saison nicht zu erwarten. Nach einer ordentlichen Hinrunde mit fünf Siegen, 17 Punkten und Platz elf, lag die Mannschaft von Riccardo Nieke voll im Soll. Der Klassenerhalt war das angestrebte Ziel. Der ist nun Realität, aber dennoch geht es nach unten. Unsere Zeitung sprach mit dem sportlichen Leiter Matthias Springer über die Hintergründe dieser doch weitgreifenden Entscheidung.
[TA] Wahrscheinlich war das keine Entscheidung, die über Nacht getätigt wurde...
Auf keinen Fall. Es hat sich in den vergangenen Wochen verfestigt. Dass es letztendlich schnell gehen musste, war so nicht gedacht. Denn zum 31. Mai ist Meldeschluss.
[TA] Und da wurde nur für die Kreisoberliga gemeldet?
Ja richtig.
[TA] Ich gehe mal davon aus, dass das alles andere als eine leichte Entscheidung war...
Wer mich kennt, weiß, wie schwer so etwas fällt. Das war keine Entscheidung mit dem Herzen, sondern eine aufgrund der Fakten, die wir im Vorstand diskutiert haben.
[TA] Was sind denn die Gründe für den freiwilligen Abstieg?
Die sind vielseitig. Aber vor allem war es ausschlaggebend, dass der Kader nicht mehr ausreichend ist und viele gestandene Spieler nach der Saison aufhören wollen. Das jetzige Team hat im Großteil viele Jahre zusammen gespielt und das bricht nun weg, was sehr entscheidend sein kann. Wir haben es versucht zu drehen und zu wenden, aber es macht einfach keinen Sinn mit einem minimalen Kader in der Landesklasse zu spielen und dann Woche für Woche auf die Mütze zu bekommen oder Woche für Woche die Spieler in den anderen Mannschaften umzuschichten. Wir als Vorstand wollen ja auch, dass die Spieler mit einem Lächeln vom Platz gehen und das wird es nicht geben, wenn Spiele gerade in der Umbruchzeit in Übermaß verloren werden. Da geht der Spaß verloren. Wir müssen diese Entscheidung treffen und sie auch verantworten. Und wir haben aus unserer Sicht nach Sachlage im Sinne des Vereins entschieden. Mit dem Kader muss man einfach realistisch sein und nicht die rosarote Brille aufhaben. Auch gegen so etwas zu steuern, ist unsere Aufgabe als Vorstand.
[TA] Mit dieser Entscheidung war bestimmt nicht jeder einverstanden, oder?
Richtig. Es ist ja vollkommen klar, dass einige sportlich immer so weit wie möglich oben spielen wollen. Und nach dem Aufstieg vergangenen Jahres war das auch unser Ziel. Aber die Gegebenheiten haben sich insbesondere in den letzten Wochen geändert und da mussten wir reagieren. Wir haben mit der Mannschaft gesprochen und versucht es zu erklären. Dass am Ende nicht alle einer Meinung waren, ist logisch. Aber im Großen und Ganzen wurde es verstanden.
[TA]Und der Trainer?
Riccardo war anfangs auch überrascht. Wir haben miteinander gesprochen. Für ihn ist es auch eine bittere Pille. Natürlich hätte auch er gerne in der Landesklasse weitergemacht.
[TA] Sie sagten, dass der ein oder andere Spieler mit der Entscheidung hadert. Gibt es Konsequenzen seitens der Spieler?
Bisher nicht. Es gab niemanden der gesagt hat, dass er nun nicht mehr spielen möchte oder sich einen anderen Verein sucht.
[TA] Es steht ein Umbruch in der Mannschaft an. Dieser kann in der Kreisoberliga besser vonstatten gehen als in der Landesklasse?
Ja, davon gehen wir aus. In der Kreisoberliga können die Jungs mit deutlich weniger Druck spielen. Wir führen mehrere A-Junioren nun an den Männerbereich heran. Mindestens vier Spieler werden in den Kader der zweiten Mannschaft rücken. Und wir wollen unsere Eigengewächse in unsere Mannschaften einbauen. Jeder unsere Nachwuchsspieler soll die Chance erhalten, im Männerbereich unseres Vereins zu spielen. Wir haben viele Jahre warten müssen. Jetzt können wir diesen Weg gehen.
[TA] Falls die Möglichkeit noch mal besteht aufzusteigen, darf die Mannschaft dann?
Es besteht die große Chance, dass wir dort in den nächsten zwei Jahren ein Team formen, dass leistungsmäßig und vom Teamgeist viel Freude machen kann. Dann sind Aufstieg und ein längerer Verbleib in der Landesklasse denkbar.
[TA] Ist die Landesklasse so ein großer Unterschied zur Kreisoberliga?
Ja. Die Liga ist stärker. Da gibt es viele Mannschaften, die favorisiert sind. Gerade die Mannschaften aus dem Erfurter Raum werden zukünftig immer stärker tonangebend sein, während Mannschaften aus dem ländlichen Bereich immer weiter zurückgedrängt werden. Wir würden vom ersten Spiel an nur unter Abstiegsdruck spielen. Und eine Saison kann sehr lang werden, vor allem mit einer Mannschaft im personellen Umbruch.