16.08.2018
"Ãœber die Schmerzgrenze"
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Dirk Pille von der Thüringer Allgemeinen Zeitung veröffentlichte gestern folgendes Interview:

Interview der Woche Fußball-Torwart Danny Lungershausen aus Sondershausen geht am Sonntag zum ersten Mal an den Triathlon-Start.

Mit stolzen 40 Jahren will Danny Lungershausen noch einmal angreifen. Im Fußball mit Verbandsliga-Aufsteiger Eintracht Sondershausen und im Triathlon beim Ican Nordhausen am Sonntag. Bis die Sonne nach dem Montagstraining auf dem Göldner unterging, sprach unsere Zeitung mit dem gebürtigen Nordhäuser über seine Fußball-Vergangenheit und neue Ziele.

Standen Sie eigentlich immer im Tor?
Nein, ich habe in Sundhausen als Innenverteidiger angefangen. Bei den B-Junioren, wo wir immerhin in der Bezirksliga spielten, bin ich dann ins Tor gewechselt. Wir hatten damals mit dem leider viel zu früh verstorbenen Rolf Hase einen Top-Torwarttrainer. Danach spielte ich mit 16 sogar in der Ersten. Mit Erlaubnis meiner Eltern, die dafür nötig war. Nach der Wende kickte ich drüben in meiner Zeit als Berufssoldat bis in die Landesliga in allerlei Vereinen.

Nun die Eintracht als Nordhäuser. Warum sind Sie aus Kelbra gewechselt. Die sind doch auch in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt aufgestiegen?
Ich hatte eine Superzeit in Kelbra, spielte sogar manchmal draußen. Das Niveau in Sachsen-Anhalt ist wahrscheinlich sogar höher als in Thüringen. Doch der Sportliche Leiter Matthias Springer, den ich lange kenne, und das professionelle Training in Sondershausen besonders für Torhüter mit erfahrenen Ex-Keepern wie Lars Greschke und Daniel Menzel haben mich überzeugt.

Aktuell sind Sie aber nur die Nummer zwei hinter Piotr Rusek. Wann haben Sie es vom Trainer erfahren und wie haben Sie es verkraftet?
Es stört mich schon, so ehrgeizig wie ich bin. In der Woche vor dem Saisonauftakt hat es mir unser Trainer Enrico Leifheit gesagt. Ich war natürlich geknickt, doch konnte es irgendwie auch verstehen. Weil ich in zwei Testspielen ein paar Fehler gemacht habe. Doch das Verhältnis zu Piotr ist wirklich prima, wie auch zur gesamten Mannschaft. Ich habe selten so eine Kollegialiät erlebt. Als Torwart muss ich jetzt auf meine Chance warten.

Spielt ihr Alter eine Rolle?
Nein. Ich fühle mich fit wie nie und man kann auch mit 40 immer noch etwas lernen. Im Sport im Beruf, im Leben.

Wohin geht die Entwicklung nach dem 0:1 zum Start in Arnstadt in der Liga?
Das Team muss und wird ins Laufen kommen. In Arnstadt war kein Unterschied zwischen uns beiden Aufsteigern zu sehen. Nach der schwierigen Vorbereitung, wo noch viele Spieler fehlten, brauchen wir noch ein paar Wochen für die Topform. Doch wenn wir alle die hundert Prozent geben, bin ich optimistisch für den Saisonverlauf.

Sie sind zweifellos ein "Mister 100 Prozent". Sie arbeiten als IT-Spezialist in ihrer eigenen Firma, spielen Fußball und nun auch noch Triathlon?
Ja, am Sonntag bestreite ich meinen ersten Triathlon. Den Ican 64 Nordhausen - 1 km Schwimmen, 55 km Rad und 10 km Lauf. Vor dem Schwimmen im Sundhäuser See mit den Strömungen habe ich Respekt.

Wie lautet das Kampfziel?
Ich will versuchen, unter vier Stunden zu bleiben. Das wäre ein großartiger Erfolg bei meinem Debüt. Es wird vor allem ein Kampf gegen sich selbst über die Schmerzgrenze zu gehen.

Wie sind Sie denn als Fußballer zum Triathlon gekommen?
Über den Erfurter Silvesterlauf vor drei Jahren. Danach habe ich mit dem Laufen, dass ich früher gehasst habe, angefangen, habe mir richtige Schuhe gekauft und war inzwischen auch beim Kyffhäuser-Berglauf oder beim Leipziger Nachtlauf dabei.

Waren Sie immer schon so dünn und drahtig?
Nein ich habe in den letzten fünf Jahren 50 Kilo abgenommen. Mit viel Kraftsport wog ich mal 126 Kilo. Seit zwei Jahren habe ich zudem meine Ernährung komplett umgestellt. Ich esse keinen Zucker mehr. Morgens nur Proteine und Kohlehydrate. Aber meine Frau und meine Tochter, die mich bei meinem ganzen Sport enorm unterstützen, müssen meine Ernährung nicht mitmachen. Ich koche auch gerne selbst.

Wie viele Kilometer haben Sie pro Woche trainiert?
Ich habe im Dezember mit der Vorbereitung angefangen. Dann jeden Tag trainiert Triathlon oder Fußball. Pro Woche 150 bis 250 Kilometer Schwimmen, Radfahren oder Laufen zusammen. Jetzt habe ich ein neues Rad, muss mich aber an den Triathlonlenker und die neue Position noch gewöhnen. Davor habe ich zuhause auf einen Spinning-Rad geübt.

Gehen Sie auch zu Wacker und glauben Sie, dass die Profi-Truppe aufsteigt?
In dieser Saison habe ich noch kein Spiel gesehen. Es wird schwierig in dieser starken Regionalliga. Wetten würde ich auf den Aufstieg. Aber das Projekt Wacker ist gut für die Region, macht unsere Stadt bekannt. Da sollte man nicht meckern, sondern Erfolg wünschen. Ihr Geld stecken Sponsoren im Allgemeinen nur in Dinge, die auch Erfolg versprechen. Bei den Großen wie bei den Kleinen.

Welche sportlichen Träume haben Sie noch?
Natürlich bei der Eintracht in dieser Saison auf dem Göldner im Tor zu stehen und beim Rennsteiglauf würde ich gern mal den Marathon laufen.

Foto von Henning Most beim Testspiel gegen Eintracht II
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