28.10.2017
Die Ausgangsposition ist TOP
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Eintracht Sondershausens Sportwart Matthias Springer im Interview mit der "Thüringer Allgemeinen" über die sportliche Situation der Männermannschaften nach der Startphase:

Herr Springer, wie geht es Ihnen beim Anblick der Tabellen in der Landesklasse und der Kreisoberliga?

Das ist natürlich Freude pur. Ein gelungener Saisonstart ist immer sehr viel wert. Er kann einen innerhalb einer Saison eine ganze Weile tragen. Aber es ist gemessen an unseren Zielen eben nicht mehr und nicht weniger. Nach Piet Schönbergs Entlassung als Trainer haben wir in der Landesklasse saisonübergreifend kein Punktspiel mehr verloren und davon nur eins unentschieden gespielt. Das Kreisoberligateam hat ebenfalls eine innere Stärke gefunden und hat sich konstant vom ersten Spieltag an gesteigert.
Es auf jeden Fall schön und wohltuend, wenn sich die Überlegungen zur Vorbereitung dieser Saison und getroffenen Entscheidungen in diesen sportlichen Ergebnissen ausdrücken.

Welche Gründe sehen Sie als ausschlaggebend an?

Vorab, es steckt eine Menge Arbeit dahinter! Wir haben einen neuen Trainer, wir haben Veränderungen sowie eine Vergrößerung des Spielerkaders und wir trainieren mehr als in der vorigen Saison. Aber der Reihe nach.
Mit Enrico Leifheit als Trainer und mit Sven Balßuweit als Co Trainer sowie Torwarttrainer Daniel Menzel wurde ein sehr gutes Gespann gefunden. Herr Leifheit hat uns in den Gesprächen vorher überzeugt und läßt jetzt Taten folgen. Er ist hochmotiviert und lebt der Mannschaft vor, was zu tun ist, um erfolgreich zu sein. Jedes Training ist vorbereitet und verfolgt einen Übungszweck. Jede Trainingseinheit dauert mindestens 90 Minuten und wir trainieren einmal mehr pro Woche gegenüber der der vergangenen Saiso. Bisher findet er den richtigen Ton und das kommt an.
Wir freuen uns, dass Enrico Leifheit seine Chance beim BSV Eintracht zu trainieren, nutzt und er dem Verein, dass in Ihn gesetzte Vertrauen bestätigt.

Und der Spielerkader

In Vorbereitung einer Saison macht man sich als Verantwortliche über jede Spielposition, über jeden Spieler – Gesundheitszustand, seine privaten und beruflichen Vorhaben, seine Motivation – Gedanken. Nach dieser Analyse kamen wir zu dem Ergebnis, dass wird quantitativ und qualitativ nicht reichen, um in der Spitzengruppe mitzuspielen.
Aus der regionalen Umgegend konnten wir Lukas Haspra (Westerengel), Ismet Avdija (Kraja), Moritz Böse (Görsbach) und den polnischen Mittelfeldspieler Adam Grisgraber vom Ligarivalen SC Leinefelde für uns gewinnen. Mit dem Slowaken Milos Gibala (SK Brna) kam ein echter Vollblutstürmer sowie mit Szymon Chac (Koszalin) ein polnischer Abwehrspieler auf den Göldner.
Dazu steht mit Stephan Ludwig ein absoluter Leistungsträger aus einer über ein Jahr dauernden Verletzungsmisere wieder zur Verfügung. Gleiches hofften wir bei Oliver John, der sich jedoch in der Vorbereitung nochmal verletzte und sich jetzt wieder herankämpft. Und mit Gerry Kuchmann und Nils-Georg Lindner wurden zwei Leistungsträger des Kreisoberligateams in die erste Mannschaft berufen.

Da hatte Euer Zeugwart doch gar nicht mehr genügend Trikots, oder?

Weit gefehlt, kann ich Ihnen da nur entgegnen. Denn eigentlich war unser ursprünglicher Plan ein anderer. Wir hatten auf die Rückkehr von mehreren verletzten Spielern gesetzt und wollten die Mannschaft weiterentwickeln und eigene Spieler einbauen. Aber als in der Saisonvorbereitung klar wurde, dass neben dem Langzeitverletzten Andreas Kopf die Spieler Caspar, Bertram, Nowack, Treuse, Thurnbacher, John, Hölzer mehrere Spiele zum Saisonstart fehlen, mußten wir reagieren.
Das erklärt auch, warum wir nun Spieler aus insgesamt 4 Nationen in unserer ersten Mannschaft haben. Ich will es noch einmal deutlich sagen, ohne die ausländischen Neuzugänge, hätten dem Trainer am ersten Spieltag 11 Feldspieler zu Verfügung gestanden. Darunter zwei A-Junioren Spieler. Bedenkt man, dass mit Tim Selle und Philipp Kellermann zwei weitere Spieler ab Oktober ein Studium in der Ferne aufnehmen, reduziert sich der Kader weiter.
Vor kurzem hatten wir den neunten Spieltag in Kölleda und der einsatzfähige Spielerkader hat inklusive aller Neuzugänge 15 Feldspieler betragen.

Das heißt, Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht?

Die Vorzugsvariante wird immer sein, Spieler in der Region zu finden. Aber wer die Entwicklung im Fußball verfolgt, sieht wo die Reise hingeht. Im Amateurbereich in Verbandsliga, Landesklasse ja bis Kreisoberliga sind die Mannschaften internationaler geworden. Das liegt einerseits an dem zu geringem Fußballnachwuchs und andererseits an der veränderten Arbeitsmarktsituation. Da es auch uns schwer fällt, Spieler die Leistungsträger in ihren Mannschaften der Umgegend sind, für uns zu gewinnen, war es mit unserer Zielstellung „Aufstieg“ der einzig mögliche Weg.
Wir sind deshalb insgesamt sehr stolz, dass der sportliche Erfolg bis dato gegeben ist, obwohl nicht viel Zeit zum Kennenlernen gegeben war. Die ausländischen Spieler leben und arbeiten in Sondershausen und trainieren unter der Woche ganz normal mit der Mannschaft. Nur so kann dafür eine Akzeptanz geschaffen werden.

Wie wirkt sich das weiter aus?

Ganz einfach dargestellt: Im vorigen Jahr haben wir kein Top-Spiel gewonnen, weil wir damals z.B. nach Erfurt Nord nur mit zwei A-Junioren auf der Reservebank gefahren sind. Dieses Jahr gibt es meistens mehr Handlungsalternativen für die Trainer. So kann Marcus Brunner wieder eine zentrale Rolle im Mittelfeld spielen und mit seinem Spezi Stephan Ludwig spielgestaltend agieren.
Aber auch die zweite Mannschaft profitiert bisher davon. Das ist sicher ein Grund mit, warum sich beim Kreisoberligateam der Erfolg eingestellt hat.

Nicht nur Erfolg beim Kreisoberligateam – auch ungeschlagen an der Tabellenspitze!?

Die Mannschaft hat sich ebenfalls gut auf die neue Serie unter der Leitung von Riccardo Nieke vorbereitet. Gegenüber der Vorsaison ist ein genesener Martin Rießland ein wichtiger Faktor für die Mannschaft. Aber auch bei anderen Spielern wie Tobias Kirchner oder Florian Zwirnmann zeigt die Leistungskurve stark verbessert nach oben. Hinzukommen mit Paul Rießland, Florian Nieke, Marius Kühn oder Clemens Hotze weitere talentierte Spieler. Und wie gesagt, der Mannschaft standen in dieser Saison häufiger Spieler aus dem Kader der ersten Mannschaft zur Verfügung. Das gab es in den letzten Jahren fast gar nicht mehr.

Warum klappt es bei der dritten Mannschaft noch nicht so gut?

Ich denke, die dritte Mannschaft steht derzeit schlechter platziert als sie sind. Teilweise ist es die mangelnde Chancenverwertung und dann sind es mal leichte Fehler in der Defensive, die zu Punktverlusten führen. Teilweise standen der Mannschaft verletzungsbedingt keine Verteidiger zur Verfügung. Weiterhin wollen wir den Abstimmungsprozess zu den Wettkämpfen noch verbessern. Dann werden Neu-Trainer Christoph Sauers Mannen auch die notwendigen Punkte holen. Schön fand ich zuletzt, dass auch Spieler aus dem Kader I. mit bei der III. spielten. Denn: Wir sind ein Verein!

Was machen die Youngster des BSV Eintracht?

Das ist natürlich auch immer von hohem Interesse. Teilweise habe ich weiter oben schon darauf geantwortet. Wenn die Jungs ihren Schulabschluss haben, steht die Frage – Wie und wo geht es weiter?
Aus dem 99er Jahrgang spielen schon eine ganze Reihe von Spielern unserer A-Junioren wie Hartleb, Kühn, Gretsch, im Männerbereich mit. Dazu sollen neben Clemens Hotze auch weitere Spieler des 2000er Jahrgangs wie u.a. Finn Hornschuh, Robin Strohmeyer, Paul Felsberg einmal wöchentlich im Männerbereich trainieren und gefördert werden. Dosierte Einätze können dann auch bei den Herren erfolgen.

Wo steht der BSV in einem Monat und sind Kaderveränderungen geplant?

Die Ausgangslage ist vielversprechend – wenn keiner von den Spielern den Respekt vor dem jeweils nächsten Gegner verliert, dann bleiben wir, wo wir sind!
Heute kann und möchte ich zu Kaderveränderungen nichts sagen. Häufig ist es so, dass man auch als Verantwortlicher von Ereignissen überrascht wird, und das positiv wie negativ. Fest steht: wir spielen die Halbserie mit dem Personal fertig. Dann werden wir sehen, ob wir reagieren müssen. Bisher ziehen die Spieler gut mit und sind motiviert, an jedem Spieltag das Maximale zu schaffen.
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