19.04.2024
Derbygeschichten Teil 1 - Nur noch 15 Tage
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Das Derby - für den BSV Eintracht Sondershausen kann es nur ein Duell gegen den FSV Wacker 90 Nordhausen bedeuten. Am 4. Mai entscheidet sich wieder wer nach dem Spiel der Spiele die Fußballkrone in Nordthüringen Inne hat. Bis dahin begleiten wir euch alle 3 Tage mit einer Ausgabe zu den Geschichten rund um das Derby.

Betrachtet man die Vorgänger beider Vereine, so gab es in den 60er Jahren regelmäßig Duelle auf Bezirksebene. Als dann die BSG Glückauf Sondershausen in die DDR-Liga aufstieg, kreuzten sich die Wege der Vereine erneut. Das Duell zog die Massen in den Bann, bis heute sind die 6300 Zuschauer vom 18.03.1984 Stadionrekord auf dem Göldner.

Nach Gründung der BSV Eintracht Sondershausen am 30. April 1991 dauerte es bis ins Jahr 2000, als es nach dem Aufstieg in die Oberliga endlich wieder zu einem Derby kam. Am 10. September 2000 empfing der BSV den damals schon finanziell kriselnden Kontrahenten vor 2222 Zuschauern auf dem Göldner, kurz vor Schluss konnte das 1:0 von Maik Franz noch egalisiert werden. Wie es die Losfee so wollte, traf man sich an gleicher Stelle einige Tage später im Thüringen-Pokal wieder. Sondershausen gewann am 3. Oktober 2000 deutlich mit 5:2 (Tore: 2x Maik Franz, Henning Stary, Steffen Knäbe, Michael Franke) und gewann damit das erste Derby in der Eintracht- Vereinsgeschichte. Doch auch das Rückspiel im Nordhäuser Albert-Kunz-Sportpark konnte die Eintracht im Schneetreiben am 25. Februar 2001 mit 0:2 (2x Steffen Knäbe) für sich entscheiden.

Am 2. Oktober 2004 kam es erneut im Thüringen Pokal zum Derby. Der Oberligist Eintracht musste im AKS antreten, Wacker, inzwischen in der Landesklasse angekommen, ging als Außenseiter ins Rennen und unterlag mit 2:5 (Tore: Christian Krug, Marcel Kloth, Sebastian Caspar, Marcel Wattrodt und Torsten Klaus). Bemerkenswertes findet man in den Aufstellungen: Marcel Svejdik, Dennis Demmer und Jens Aschenschwandtner liefen nun im Wacker Trikot auf, ebenso mit Daniel Braun und Markus Ranzinger zwei spätere Eintracht Spieler. Dafür traf man Alexander Töpfer und Torsten Klaus im Eintracht Trikot an.
Ein Spieler, der für beide: Vereine auflief, ist Christian Krug. Er wechselte 1998 von Wacker zur Eintracht und erwies sich als echter Glücksgriff. Bereits 2000 konnte er neben dem Landesmeistertitel auch die Torjägerkanone gewinnen. Als Kapitän führte „Ete“ die Eintracht 5 Jahre (2000-2005) durch die Oberliga und war natürlich in allen vier Derbys der Oberliga-Ära dabei, später kamen dann noch zwei Duelle in der Landesliga hinzu. Grund genug, mit ihm ein paar Worte zu wechseln.

Christian, wie kam der Wechsel 1998 von Wacker zur Eintracht zustande?
Ich habe mich 1997 u.a. aufgrund einer längeren Verletzungspause für ein Studium in Erfurt entschieden und hatte eigentlich mit dem „höherklassigen“ Fußball abgeschlossen. Durch den Studentenfußball in Erfurt und Spiele in der Zweiten Mannschaft von Wacker, mit der wir übrigens in der Spielzeit 1997/1998 den Aufstieg in die Landesklasse feiern konnten, habe ich die Leidenschaft zum runden Leder natürlich nicht gänzlich aufgegeben. Im Sommer 1998 kam dann der Anruf von Michael Weise, der mich bei einem Mittagessen in der Sonderhäuser „Klause“ schnell davon überzeugte, meine Fußballschuhe für den BSV zu schnüren. Der BSV befand sich zu dieser Zeit im „Generationenumbruch“. Viele talentierte junge Spieler drängten aus dem eigenen Nachwuchs in den Männerbereich und sollten für die Zukunft des Vereins ein gutes Fundament bilden. Durch meine Zeit im Jugendbereich bei der BSG Motor Nordhausen (später dann FSV Wacker 90) kannte ich die meisten dieser Spieler bereits und es fiel mir leicht, mich in die Mannschaft einzufügen bzw. wurde es mir auch von den damaligen Kollegen einfach gemacht.

Wenn du Dich an die Oberliga Derbys zu Oberligazeiten erinnerst, was haben sie für Dich als gebürtigen Nordhäuser bzw. der Mannschaft bedeutet?
Dieses Derby hatte bzw. hat für mich persönlich und auch regional gesehen einen hohen Stellenwert. Ungeachtet der sowieso immer vorhandenen Rivalität der beiden Vereine um die „Vormachtstellung in Nordthüringen“ haben zweifelsohne der Zuschauerzuspruch und die Atmosphäre bei diesem Spiel schon eine besondere Wirkung auf alle Spieler. Deshalb möchte selbstverständlich keiner verlieren. Auch soll das Bier nach einem Derbysieg besonders gut schmecken, habe ich mir sagen lassen.

Hast du heute noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern aus der Zeit?
Zu vielen meiner ehemaligen Mitspieler habe ich noch regelmäßigen Kontakt, insbesondere im Rahmen von Jubiläen oder anderen Feierlichkeiten. Den Einen oder Anderen trifft man aber heute im Rahmen von Nachwuchsspielen tatsächlich als Trainer öfters mal wieder.
Zuletzt hat aber auch die Anteilnahme bei der Trauerfeier für unseren verstorbenen Betreuer Rolf Höfer gezeigt, was Zusammenhalt ausmacht und was wir eigentlich für eine geile Truppe waren.
Unabhängig davon pflege ich aber auch einen ganz guten Kontakt zu ehemaligen Gegenspielern aus dieser Zeit. Mit einigen habe ich sogar beim SV Bielen noch ein paar Spiele zusammen bestritten.

Wem drückst du die Daumen?
Aufgrund der aktuellen Tabellensituation drücke ich natürlich der Truppe von Axel die Daumen, dass sie einen Dreier einfahren kann, um für die nächsten Spiele nochmal eine gewisse Euphorie und Dynamik mitnehmen zu können. Es wäre schade für die Fußballlandschaft in Nordthüringen, wenn es dieses Derby in der nächsten Saison nicht geben würde. Ich hoffe, dass das auch die Spieler vom FSV so sehen.

Dein Tipp für das Spiel?
Die Kollegen aus Nordhausen sind klarer Favorit, was in einem Derby aber nichts zu bedeuten hat. Aus o.g. Gründen hoffe ich auf einen Sieg für die Eintracht und tippe auf 2:1.

Glück Auf!

Grafik: Knapp 600 Sondershäuser sahen im Februar 2001 auf tiefen Schneeboden einen 2:0 Auswärtssieg. Foto: Archiv Eintracht Sondershausen
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